Prince als Rampensau: Unglaubliches Bühnenprojektil
Prince war ein Mann in Pfauenkleidern. Wie der am Donnerstag verstorbene Sänger zum feuersprühenden Showman im Catsuit wurde.

Prince auf der Bühne in Belgien, 2008 Foto: dpa
Klingt anstrengend: „23 positions in a one-night stand.“ Aber schließlich geht es darum, dass alle Spaß haben: „Let a woman be a woman and a man be a man“, heißt es weiter im Song „Get Off“ vom Album „Diamonds and Pearls“ (1991), das meinte Prince durchaus im Gendermainstreaming-Sinne.
Prince war ein Mann in Pfauenkleidern: Seine 158 Zentimeter plus High Heels inszenierte er stets als leistungsstarke Heterosexmaschine – mit Humor und größtmöglichem Respekt gegenüber selbstbewussten musikalischen Partnerinnen. KünstlerInnen, mit denen Prince arbeitete, sind längst Legenden, seine letzte Begleitband 3rdeyegirl bestand aus drei schönen Musikerinnen, die verlässlich den Rahmen für den Mann im Catsuit steckten. Für Prince galt, was man einst James Brown in den Mund gelegt hatte: „Only sexy people can play good music.“
Sein letztes Konzert in Berlin hatte er 2014 absagen lassen. Und damit den Fans die Chance genommen, Zeuge dieses unglaublichen Projektils zu werden, in das sich his funky Royalty auf der Bühne verwandelte – und das nicht von ungefähr das Gegenteil zu seinem aristrokratisch-gefassten Interviewselbst darstellte. Prince live war zwar auch beherrscht – jede Windmühlenbewegung auf der Gitarre passierte auf den Punkt – doch das Ganze hatte stets etwas von einer kontrollierten Explosion.
Er war ein Showman im besten Sinne – inszenierte sich und seine MitmusikerInnen als wichtige KomparsInnen in einem erotischen Königreich, in dem man sich für ein paar Stunden gemeinsam vergnügen konnte – seine Konzerte waren einzigartig und lang. Für die Differenzierung seiner Bühnenpersona von der privaten gab es noch andere Gründe: Prince hatte 1996 die 15 Jahre jüngere Tänzerin Mayte García geheiratet. Sie brachte im Oktober 1996 einen gemeinsamen Sohn zur Welt, der nur eine Woche lebte – er litt an einer genetischen Krankheit. Sie hätten noch ein zweites Kind verloren, erklärte García später, ihre Ehe sei daran zerbrochen.
Ein paar Jahre später trat Prince den Zeugen Jehovas bei, und wirkte fortan bei Interviews wie ein distinguierter Priester mit Little-Richard-Turban um die Locken. Wenn er die seriöse Brille absetzte und sich die Gitarre umhing, sprühte er Feuer.
Leser*innenkommentare
sh
Hier noch ein besonders schöner Nachruf: http://diekolumnisten.de/2016/04/23/sometimes-it-snows-in-april/