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Prima Klimaschutz zum Mitmachen

■ Hamburger Fonds will uns die Sonnenenergie näherbringen Von Heike Haarhoff

Nach Karaoke zum Mitsingen, Karneval zum Mitschunkeln und der Klassenlotterie zum Mitgewinnen hält der „Klimaschutz zum Mitmachen“ seinen Einzug in Hamburg. Das kollektive Glücksgefühl einer Geldspende für den Umweltschutz sollen ab sofort alle HamburgerInnen selbst erfahren dürfen. Unter dem Slogan „Klimaschutz- statt Kohle-Pfennig“ versprachen das gestern Hans-Joachim Reh, Vorstandsmitglied der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) und Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) bei der Präsentation des bundesweit einmaligen Hamburger Klimaschutz-Fonds.

Der parteienunabhängige gemeinnützige Verein will Solardächer auf Hamburger Schulgebäuden und regenerative Energien aus Wind und Wasserkraft fördern, um die klimaschädlichen CO2-Emissionen zu vermindern. „Die Politik allein schafft das nicht, wir müssen alle handeln“, appellierte der Vorsitzende und Physiker Gerhard Knies an die Großzügigkeit der StromkundInnen. Die sollen den Betrag, den sie seit dem Wegfall des Kohlepfennigs am 1. Januar einsparen, künftig freiwillig dem Klimaschutz überweisen. Zuletzt machte die gesetzlich abgeführte Kohle-Subvention 9,2 Prozent der Stromrechnung der privaten Haushalte aus. Dadurch kamen in Hamburg jährlich 180 Millionen Mark zusammen – 60 Millionen von Privathaushalten, 20 Millionen aus Gewerbe, 100 Millionen aus der Industrie. „Wenn nur jeder zehnte Haushalt mitmacht, kommen wir im Jahr auf fünf Millionen Mark“, ließ Vahrenholt die Presse selbst nachrechnen, wieviele Photovoltaik-Anlagen für 20.000 bis 50.000 Mark dadurch den Sonnenschein ins (Schul)Haus bringen könnten.

Die HEW stifteten 350.000 Mark, mit gutem Beispiel voran ging auch der Umweltsenator: Er lieferte einen Scheck in Höhe des Behördenanteils von 55.000 Mark ab und lobte seinen Pressesprecher. Der Idee Kai Fabigs sei es zu verdanken, daß nun ein Hamburger Fonds die Klimazerstörung aufhalte und zugleich umwelttechnisch wie pädagogisch Sinn mache: Die SchülerInnen lernen, wie die Anlagen funktionieren.

Scheitern dürfte das Vorhaben allein an der Exekution: Die Industrie, deren Strompreise unabhängig vom Kohlepfennig zweimal in nur zwölf Monaten erheblich gesenkt wurden, „sind in keiner Weise einbezogen, obwohl sie mit 75 Prozent den Löwenanteil des Stromverbrauchs ausmachen“, tadelte GALier Holger Matthews. Zweifel an der Spendenmentalität kursieren selbst behördenintern: Mit den 400.000 Mark, die allein die Werbekampagne verschlungen haben soll, hätte sich so manche Solaranlage bezahlen lassen. Dann aber hätten wir nicht gewußt, daß 70 Prozent der repräsentativen HamburgerInnen die Idee begrüßen – sofern, so steht zu vermuten, sie keinen Pfennig dazuzahlen müssen.

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