: Priebke kommt heim
■ Ex-SS-Hauptmann stimmt seiner Auslieferung nach Deutschland zu
San Carlos de Bariloche/Buenos Aires (AFP) – Der mutmaßliche Nazi-Kriegsverbrecher, Erich Priebke, hat seiner umgehenden Auslieferung nach Deutschland zugestimmt. Der Anwalt des 83jährigen früheren SS-Offiziers sagte am Samstag in der südargentinischen Stadt San Carlos de Bariloche, dem Wohnort Priebkes, sein Mandant habe eine entsprechende schriftliche Erklärung unterzeichnet. Priebke soll wegen seiner Beteiligung an dem Massaker in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom im März 1944 der Prozeß gemacht werden.
Der Auslieferungsantrag, zu dem ein Ersuchen auf vorläufige Festnahme Priebkes gehört, war der Regierung in Buenos Aires am Freitag vom deutschen Konsul Klaus Dieter Köpke überbracht worden. Priebke, der etwas mehr als 24 Stunden auf freiem Fuß gewesen war, wurde daraufhin am Freitag abend erneut unter Hausarrest gestellt.
Das deutsche Auslieferungsbegehren stützt sich auf eine Entscheidung der Dortmunder Justizbehörden vom Juni. Die argentinische Justiz hatte erst am Donnerstag einen seit 15 Monaten bestehenden Hausarrest aufgehoben, nachdem ein argentinisches Berufungsgericht einen italienischen Auslieferungsantrag abgelehnt hatte. Bei dem Massaker in den Ardeatinischen Höhlen waren als Rache für die Tötung von 33 deutschen Soldaten durch italienische Widerstandskämpfer 335 Männer und Jungen erschossen worden, unter ihnen 75 Juden.
Priebkes Anwalt, Pedro Bianchi, sagte, er habe vollständiges Vertrauen in die deutsche Justiz. Er und sein Mandant seien bereit, so „schnell wie möglich“ nach Deutschland zu reisen, damit der Fall endlich abgeschlossen werde und Priebke, der unschuldig sei, auf freien Fuß komme. Die deutschen Behörden müßten lediglich den Flug und die Bewachung Priebkes sicherstellen. Die italienische Justiz, so Bianchi, sei „sehr politisiert“ und biete keine Gewähr für einen fairen Prozeß.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen