
Pressefreiheit in der Türkei : „Schreiben gilt als Terror“
Empfohlener externer Inhalt
Die Erdoğan-Regierung fährt neue Strategien, um die Presse zu unterdrücken. Zum Tag der Pressefreiheit ein Gespräch mit dem Journalisten Ali Çelikkan.
Es sieht also seit einiger Zeit schon nicht gut für den Journalismus aus. Zuvor galten in der Türkei die 90'er Jahre als das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Pressefreiheit – bis zu Recep Tayyip Erdoğan Regierungsantritt. Die Zeit kurz nach Beginn der Erdoğan-Ära wurde als eine Zeit der Demokratisierung wahrgenommen.
Seit den Gezi-Protesten 2013 und dem Putschversuch 2016 die Repressionen gegen die Medien in einem bisher nicht dagewesenen Ausmaß. Hunderte Journalist*innen wurden in den vergangenen Jahren festgenommen und vor Gericht gebracht. Unternehmen zu hohen Geldstrafen verurteilt.
Neue Strategien in der Verfolgung der Presse
Einerseits: Um all die politischen Gefangenen unterbringen zu können, lässt der Staatspräsident neue Gefängnisse bauen. Derzeit sind die Kapazitäten um 80.000 bis 100.000 Menschen überschritten. Einer der inhaftierten Journalist*innen ist Elif Akgül. Sie hat früher für die taz berichtet.*
Andererseits: Offiziell befinden sich nur 18 Jorunalist*innen in Haft. Denn die Regierung entlässt angeklagte Medienschaffende in Hausarrest oder verklagt sie wegen Terrorverbindungen, sodass sie nicht mehr als Journalist*innen in Haft gelistet sind.
Die sozialen Medien und das Internet sind für oppositionelle Medienschaffende ein Schlupfloch. Aber auch das steht immer stärker unter Kontrolle. Die Regierung sperrt die Domains von Webpräsenzen, blockiert den Zugang zu Kommunikationsdiensten und drosselt neuerdings auch die Internetgeschwindigkeit.
Internationaler Tag der Pressefreiheit
In dieser Podcastreihe beschäftigen wir uns anlässlich der Verhaftung von Ekrem İmamoğlu und der damit ausgelösten Protestwelle, mit den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in der Türkei.
Zum 3. Mai – dem internationalen Tag der Pressefreiheit wollen wir dieser Folge über die Arbeitsbedingungen und Herausforderungen von Journalist*innen in der Türkei sprechen. Wir haben hierfür den Journalisten Ali Çelikkan eingeladen. Er ist taz-Autor und ehemaliges Mitglied der taz.gazete Redaktion und schreibt regelmäßig über Presse und andere Freiheiten in der Türkei.
Die Podcast-Reihe „Türkei“ im Format „Freie Rede“ wird ausschließlich durch Spenden finanziert, und die taz Panter Stiftung freut sich über Unterstützung: taz.de/spenden
*Hinweis der Redaktion: Zum Zeitpunkt der Aufnahme existierte noch keine Anklageschrift gegen die Journalistin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!