Pressefreiheit in Russland: Kritische Stimme verstummt
Die kritische russische Zeitung „Nowaja Gaseta“ muss ihr Erscheinen bis auf weiteres einstellen. Die Medienaufsicht hatte sie zuvor zweimal verwarnt.
Dieser Entscheidung der Redaktion vorausgegangen war eine zweite schriftliche Verwarnung des Föderalen Dienstes für die Aufsicht im Bereich der Informationstechnologie und Massenkommunikation (Roskomnadsor), derzufolge einem Beitrag nicht die Erwähnung „ausländischer Agent“ beigefügt gewesen sei.
Der erste derartige Brandbrief war der Nowaja Gaseta am 22. März ins Haus geflattert. Auch da sei der Grund die fehlende Labelung als „ausländischer Agent“ gewesen. Roskomnadsor hatte eine Korrektur angeordnet, die öffentlich gemacht werden müsse. In der Regel ziehen zwei Verwarnungen innerhalb eines Jahres den Entzug der Lizenz nach sich.
Bereits in der ersten Märzwoche hatten die Redakteur*innen mitgeteilt, dass sie wegen der Androhung strafrechtlicher Verfolgung Berichte über die Feindseligkeiten in der Ukraine entfernt und ihr Newsportal gestoppt hätten. Am 6. März ging der Nachrichtendienst wieder an den Start – trotz Militärzensur.
Kurz darauf wurde bekannt, dass Zusteller*innen die Abonnent*innen der Nowaja Gaseta darüber informiert hätten, die russische Post habe die Auflage als „extremistisches“ Material beschlagnahmt. In der vergangenen Woche verweigerte die Post Interessent*innen den Abschluss eines Abos für die gedruckte Ausgabe. Nach entsprechenden Medienberichten hatte die Post versprochen, diese Entscheidung rückgängig zu machen und eine interne Untersuchung einzuleiten.
Die jüngsten Schikanen sind offensichtlich eine Retourkutsche für einen Vorstoß des Chefredakteurs und letztjährigen Friedensnobelpreisträgers Dmitri Muratow. Der hatte angekündigt, seine Medaille verkaufen und den Erlös an ukrainische Geflüchtete spenden zu wollen.
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