Press-Schlag: Hauptsache, ein Name
■ Manager Rüssmann peilt mit Gladbach den Titel an – jenen des Schnäppchenjägers Nr.1
Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Kaum ist die Saison vorbei, wird die Bundesliga-Kirmes aufgebaut. Tarnat spielt den Sensenmann in der Geisterbahn. Juran fährt Autoscooter. Und das Transfer-Karussell rotiert auf Hochtouren. Alle sind dabei. Die Bayern kaufen Jeremies von 1860. 1860 kauft Kurz von Schalke. Schalke kauft Kmetsch vom HSV. Der HSV kauft Kirjakow vom KSC. Der KSC kauft Schwarz vom VfB. Der VfB kauft Keller aus Wolfsburg. Und Barbarez nach Dortmund. Und Reeb nach Leverkusen. Und Gospodarek nach Lautern. Dazu Gerüchte, Paketlösungen, Sonderangebote.
Apropos Sonderangebote. Den Titel als Schnäppchenjäger der Saison wollen sich, weil sie andere Titel eh nicht kriegen, in diesem Jahr ganz offenkundig die Gladbacher sichern. Verpflichtet haben sie bislang nur Leverkusens Feldhoff. Aber alle Fußkranken, Bankdrücker und ewigen Talente der Liga stehen auf Rollis Wunschliste. Jener, laut Paß Rolf Rüssmann geheißen, hat in den Vorjahren danebengegriffen, wie man besser nicht danebengreifen kann: Juskowiak, Mori, Pedersen I, Pedersen II, Witeczek, Fournier, Sternkopf. Doch dazugelernt hat er offensichtlich nichts.
Wenn's nämlich nach ihm geht, tragen nach der WM die hoffnungsvollen Herren Baumgart (Rostock, zwei Tore), Haber (Stuttgart, kein Tor), Riedl (Lautern, sechs Spiele), Reiter (MSV, kein Tor), Franck (Lautern, kein Spiel) und Dundee (KSC, zwei Frauen) das Borussen-Leibchen. Und weil er für Weltstar Effenberg klägliche acht Millionen eingesackt (und für Fußballgott Feldhoff nur läppische 2,8 Millionen ausgegeben) hat, bleiben noch ein paar Milliönchen für einen veritablen Star übrig.
Wo der spielt, ist eigentlich egal. Hauptsache, ein großer Name.
Und so flirtet er mit Polster (Köln, Mittelstürmer), Häßler (KSC, Mittelfeld), Weber (Frankfurt, Defensive links), Helveg (Udine, Defensive rechts) oder Schroth (KSC, Abteilung Attacke).
Die Fans in Gladbach, den „Niemals 2. Liga“-Feiern kaum entstiegen, raufen sich derweil schon wieder die Haare oder lassen im Internet Frust ab. Wieder the same procedure as last year? Wieder Schönwetterspielerei ohne Mumm? Wieder Existenzkampf? Wenn man sich des Managers planlose Flirterei mit Hinz und Kuntz (nach Bochum statt nach Gladbach – Interesse war am Bökelberg natürlich da...) ansieht, steht's zu befürchten. Eine für Gladbacher Verhältnisse ungewöhnliche Neuerung sollte allerdings ein wenig Mut machen: Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren sprechen diesmal alle Kandidaten Deutsch... Holger Jenrich
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