Preise für Busse und Bahnen ziehen an: Tickets werden vielerorts teurer
Die Coronakrise belastet Verkehrsunternehmen stark, weil Fahrgäste ausbleiben. Manche reagieren mit neuen Tarifen auf den Trend zum Homeoffice.

Der Trend zum Homeoffice macht sich bemerkbar: So wird in und um Stuttgart ein 10er-Tagesticket eingeführt. Wer mal zu Hause und mal im Büro arbeitet, kann die Fahrkarten nach und nach abfahren und braucht keine Monatskarte mehr. Von April an können sich die Kunden dazu zehn verbilligte Tageskarten aufs Handy laden. Das ist als Vorstufe zum „Flex-Abo“ gedacht, dessen Einführung länger dauert. Überlegungen dazu gibt es in vielen Unternehmen und Verkehrsverbünden; auch die Deutsche Bahn hat für den Nahverkehr ein 10er-Tagesticket eingeführt.
In diesem Jahr waren die Fahrgastzahlen zeitweise dramatisch eingebrochen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen geht davon aus, dass es durchschnittlich nur 40 Prozent der üblichen Nachfrage gab – ein jähes Ende nach mehr als zwei Jahrzehnten stetigen Wachstums. „Die Coronapandemie hat im ÖPNV tiefe Spuren hinterlassen“, sagt Verbandspräsident Ingo Wortmann.
Bund und Länder haben einen Rettungsschirm von bis zu 5 Milliarden Euro über den Betrieben aufgespannt. Denn Kosten für Löhne, Kraftstoff und Bahnstrom fallen weiter an – und steigen teils deutlich. Eine Reihe großer Verkehrsverbünde will das auch mit Tariferhöhungen auffangen. Das spüren etwa Kunden im Raum Stuttgart, wo im April die Preise um 2,7 Prozent steigen. In und um München wurde es schon Mitte Dezember 2,8 Prozent teurer.
An Rhein und Ruhr bleiben Preise stabil
Erhöhungen gibt es auch in Berlin und Brandenburg mit 1,9 Prozent und in Köln, Bonn und Umgebung mit 2,5 Prozent. Fahrten durch ganz NRW bleiben dagegen stabil oder sinken je nach Ticket sogar etwas. Das soll die Fahrgäste in die Züge zurückholen und so die Einnahmen der gebeutelten Unternehmen steiger. Im Rhein-Main-Gebiet und im Großraum Nürnberg haben die Verantwortlichen die geplante Tariferhöhung auf den Sommer 2021 verschoben. Fahrgäste sollen so nachträglich von der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020 profitieren.
Ähnlich ist es im Raum Bremen und an Rhein und Ruhr, wo die Preise weitgehend gleichbleiben. Die Verantwortlichen wollen damit auch sicherstellen, dass sich die Fahrgastzahlen wieder gut erholen. „Das geht mit attraktiven Angeboten und attraktiven Fahrpreisen“, erklärte der Rhein-Main-Verkehrsverbund. „Wir wissen zu schätzen, dass uns unsere Kundinnen und Kunden in den vergangenen Monaten die Treue gehalten halten haben“, hieß es vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr.
Im Laufe des Jahres waren viele längere Fahrten im Nahverkehr günstiger geworden, Hintergrund war die Mehrwertsteuersenkung für Fahrten von mehr als 50 Kilometern. Wer mit der Deutschen Bahn oder einem ihrer Konkurrenten im Regionalverkehr unterwegs ist, zahlt aber seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember unter Umständen mehr. Fahrten außerhalb von Verkehrsverbünden sind seither nach Angaben des Tarifverbands der Bundeseigenen und Nichtbundeseigenen Eisenbahnen in Deutschland 1,5 Prozent teurer. Das betrifft immerhin jeden fünften Kunden.
In ICE und Intercitys der Deutschen Bahn sind Tickets Mitte Dezember ebenfalls etwas teurer geworden. Fahrkarten zum sogenannten Flexpreis verteuern sich im Schnitt um 1,5 Prozent, für Streckenzeitkarten und die BahnCard 100 liegt der Aufschlag im Schnitt bei 1,9 Prozent. Supersparpreise und Sparpreise bleiben unverändert, ebenso die Preise für die Bahncards 25 und 50.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!