: Preetz will nicht Präsident werden
Der Machtkampf im Fußballprofi-Verband VdV gipfelt im Rauswurf des Geschäftsführers Jürgen Sparwasser. Der aber will trotzdem weiter Präsident bleiben ■ Von Thomas Winkler
Jürgen Sparwasser ist nicht zu erreichen. Nicht unter seiner Privat-Nummer, nicht über Handy. Anrufbeantworter und Mailbox sind abgestellt. Jürgen Sparwasser ist nicht mehr Geschäftsführer der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV), und er hat offensichtlich keine Lust, darüber zu reden, warum das so ist.
Am Dienstag beschloss das dreiköpfige VdV-Präsidium die Demission des Geschäftsführers Sparwasser (51). Mit den Stimmen von Schatzmeister Heinz Pudell und Hertha-Profi und VdV-Vizepräsident Michael Preetz wurde der ehemalige DDR-Nationalspieler und Torschütze des berühmten 1:0 beim WM-Spiel DDR – BRD 1974 seines Amtes enthoben. Sparwasser selbst hatte sich der Stimme enthalten.
Welche konkreten Vorwürfe Sparwasser gemacht werden, will die VdV erst kommende Woche offen legen (siehe Interview). Offentlich gab es bislang vor allem Unstimmigkeiten über Einschätzungen, die Sparwasser als Kolumnist im Magazin kicker äußerte. So hat er sich im Konflikt zwischen Ciriaco Sforza und Trainer Otto Rehagel beim 1. FC Kaiserslautern auf Seiten des Vereins gestellt. Jürgen Rollmann, Ex-Profi, Ex-VdV-Geschäftsführer und Präsident und seit wenigen Wochen Manager beim FC Augsburg, meint: „Der VdV-Präsident muss immer den Spieler verteidigen, aber das verlangt natürlich eine eindeutige sportpolitische Position.“ Eben die hätte er in den letzten Jahren bei der VdV vermisst. Auch sei die Trennung von Sparwasser vom Präsidium zumindest „dilettantisch“ vollzogen worden.
Bislang weigert sich Sparwasser, als Präsident der VdV zurückzutreten. Er will sich, wie er dem Sport-Informationsdienst sid noch mitteilte, bevor er von der Bildfläche verschwand, bei der ordentlichen Mitgliederversammlung am 15. November in Dortmund zur Wiederwahl stellen. „Ich bin mir keiner Schuld bewusst“, sagte Sparwasser dem sid.
Ernst Thoman, bisher VdV-Sprecher und nun kommissarischer Geschäftsführer, glaubt nicht daran, dass Sparwasser nach Dortmund kommen wird. Thoman hat auch „überhaupt keine Angst“, dass die VdV, die 74 Prozent aller deutschen Erstligaprofis vertritt, am Machtkampf zerbrechen könnte. Ein neuer Präsident wird gewählt, und „es wird eine gute Wahl sein“. Im Gespräch sind „sowohl Ex- als auch aktuelle Profis“.
Der aktuelle Vize Michael Preetz verwies gestern nur auf die kommenden offiziellen Verlautbarungen. Ob er denn VdV-Präsident werden wolle? „Das kann ich definitiv ausschließen.“
Wer auch immer den Posten übernehmen wird: Seine erste Aufgabe ist die Suche nach einem neuen Geschäftsführer. Der kicker unterstellt, Aushilfs-Geschäftsführer Thoman selbst sei an dem Posten interessiert. Sagt der: „Völliger Unsinn“. Er hoffe, sagt er, man werde einen Wirtschaftsfachmann für die Stelle verpflichten können. Oder am besten sogar eine Fachfrau: „Da ist mir auch egal, ob die weiß, was Abseits ist.“
Überhaupt soll sich die Verbandsarbeit künftig auf mehrere Schultern verteilen. Der Spielerrat soll gestärkt werden, indem er „mit hochkarätigen Profis, auch Nationalspielern bestückt“ (Thoman) wird. Das ist ganz im Sinne von Rollmann: „Wenn man einem alles überlässt, dann ist das ein hausgemachtes Problem.“
Bei Jürgen Sparwasser zu Hause klingelt derweil das Telefon.
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