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Präsidentschaftswahl in der UkraineRussland wartet ab und wundert sich

Der Kreml reagiert auf den Sieg von Wolodimir Selenski abwartend. Ein russischer Blogger schreibt, es sei ungewohnt, eine Wahl zu haben.

In Russland rätselt man noch über Selenskis Kurs Foto: dpa

Kiew taz | Bilder des jubelnden Siegers der ukrainischen Präsidentschaftswahl, Wolodimir Selenski, laufen über den Bildschirm des russischen Staatsfernsehens. Der Talkmaster der wöchentlichen Show „Sonntagabend“, Wladimir Solowjow, im Falle des Nachbarn nie um gehässige Kommentare verlegen, liefert die passende Begleitmusik. „Freut euch“, sagt Solowjow. „Aber vergesst nicht, ihr habt schon vor fünf Jahren für Poroschenko gejubelt und davor für Janukowitsch und Juscht­schenko. Wir werden sehen, wie dieser Showman mit einem so hilflos desorganisierten Staat klarkommt.“

Solowjow ist nicht alleine mit seinen Vorbehalten gegenüber dem Wahlausgang in der Ukraine. Während US-Präsident Trump, der französische Staatschef Macron, Bundeskanzlerin Angela Merkel und weitere westliche Staatschefs dem Sieger gratulierten, lässt Russlands Präsident Wladimir Putin sich Zeit mit präsidialen Glückwünschen. Es sei noch nicht an der Zeit dafür und auch zu früh, über eine Zusammenarbeit zu sprechen, erklärt Putins Pressesprecher Dmitrij Peskow.

Man achte in Moskau natürlich die Entscheidung des ukrainischen Volkes. Doch angesichts des Umstandes, dass drei Millionen in Russland lebende Ukrainer nicht an der Wahl hätten teilnehmen dürfen, so Peskow, stelle sich auch die Frage nach der Legitimität dieser Abstimmung.

Andere russische Politiker sind weniger zurückhaltend. Als einer der ersten hatte der Chef der Nordkaukasusrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, dem neu gewählten Präsidenten der Ukraine gratuliert. Russlands Premierminister Dmitrij Medwedjew wünscht Selenski auf seiner Facebook-Seite „Vernunft“ und ein „Verständnis für den tiefen Wert der Beziehungen unserer Völker, die wichtiger sind als das politische Tagesgeschäft“.

Auch die von der Krim stammende Duma-Abgeordnete Natalia Poklonskaja gratulierte Selenski zum Sieg. Sie wünsche ihm die Kraft, „das blutige Regime Vergangenheit werden zu lassen“, „Frieden im Donbas“ und „eine Freilassung aller Gefangener beider Länder“. Gleichzeitig beglückwünschte sie das ukrainische Volk zu der Hoffnung, „nun vom tödlichen Kurs abkommen zu können“.

Showstars wollen in der Ukraine Geld verdienen

Große Hoffnung in den neuen ukrainischen Präsidenten setzen die Stars des russischen Showgeschäftes, denen in den vergangenen fünf Jahren zum großen Teil eine Einreise in die Ukraine verwehrt worden war. Die ukrainischstämmige Popsängerin und Schauspielerin Natascha Koroljowa, die auch Mitglied der russischen Regierungspartei Einiges Russland ist, veröffentlicht auf ihrer Instagram-Seite ein Video, das zeigt, wie Wolodimir Selenski ihr bei einem früheren Auftritt auf der Bühne Falten auf dem Kleid glattstreicht.

„Ich gratuliere Wolodimir aufrichtig zu seinem Sieg“, schreibt der Tänzer und Schauspieler Wlad Topalow, der 2017 wegen eines Auftrittes auf der Krim mit einer ukrainischen Einreisesperre belegt worden war. „Wir alle glauben an das Beste und die Freundschaft unserer Völker. Ich möchte in die Heimat meiner Frau reisen dürfen, ich will ihr Haus, ihren Hof sehen, und möchte, dass unser Sohn endlich seinen Großvater kennenlernen kann. Der träumt die ganze Zeit davon. Und ich natürlich auch. Ich gratuliere. Ukraine! Hurra!“

Vieles, was gerade in der Ukraine passiert sei, schreibt Anton Orech auf der Seite von der Radiostation Echo Moskau, sei für Russland wirklich etwas Ungewohntes. „Wir verstehen überhaupt nicht, wie es eigentlich sein kann, dass ein Präsident Wahlen auch verlieren kann. Oder dass es sogar eine zweite Runde geben muss.“ Die Ukrainer hätten mit ihrer Entscheidung vom vergangenen Sonntag gezeigt, so der Blogger Orech, dass es tatsächlich eine Wahl gibt.

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1 Kommentar

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  • Erdrutsch-Votum gegen das Maidan-Projekt?

    Lev Golinkin in „The Nation“ vom 19. April 2019: „Es ist tatsächlich schwer, diese Präsidentschaftswahl als etwas anderes als ein Referendum nicht nur über die Präsidentschaft Poroschenkos, sondern über das gesamte von den USA unterstützte Maidan-Projekt zu verstehen." ("It’s hard to consider this election as anything other than a referendum on not only Poroshenko’s presidency, but the entire US-backed Maidan project.“)