Präsidentschaftswahl in Turkmenistan: Wie der Vater, so der Sohn

Serdar Berdy­muhamedow, Spross des Präsidenten Turkmenistans, ist für die Wahl nominiert. Auch beim Animalischen spielt er vorne mit.

Ein Mann mit einer kleinen gestrickten Mütze blickt seitlich. Es ist Serdar Berdymukhamedow

Serdar Berdymukhamedow ist „Verdienter Hundezüchter“ und meistens griesgrämig Foto: Vyacheslav Sarkisyan/reuters

BERLIN taz | Übellaunigkeit ist ein Markenzeichen von Serdar Berdymuhamedow, Spross des langjährigen turkmenischen Präsidenten Gurbanguly Berdymuhamedow. Das war auch Anfang der Woche nicht anders, als die regierende Demokratische Partei, die faktisch die Alleinherrschaft ausübt, Berdymuhamedow junior als ihren Kandidaten für die Präsidentenwahl am 12. März 2022 nominierte. Mit versteinerter Miene saß er hinter einem Pult, während die Delegierten artig Beifall klatschten.

Die an Gas reiche zentralasiatische Republik Turkmenistan gehört zu den am meisten abgeschotteten Staaten der Welt. Dem erhabenen Führer wird hier mit goldenen Säulen gehuldigt, unabhängige Medien gibt es nicht. Das mag auch erklären, warum Serdar seinen Landsleuten bis 2016 so gut wie unbekannt war. Damals wurde er erstmals als Abgeordneter ins Parlament gewählt. Zuvor hatte der vierfache Vater mehrere Studien abgeschlossen – darunter an der Diplomatenakademie in Moskau. Parallel dazu arbeitete er an der dortigen turkmenischen Botschaft sowie als ständiger Vertreter Turkmenistans bei der UNO in Genf.

Das zweijährige Gastspiel im Parlament markiert den Beginn einer atemberaubenden Karriere. 2018 wurde Serdar Vizeaußenminister, ein Jahr später Gouverneur in seiner Heimatprovinz Ahal, die an den Iran grenzt. Dort soll der heute 40-Jährige laut seinen ehemaligen Mitarbeitern einen eher rauen Umgangston gepflegt haben. So gehörten Sätze wie: „Ich drehe dir den Hals um“ zum Standardrepertoire.

Vize eines nicht existierenden Postens

Nach einem kurzen Intermezzo als Industrieminister fand sich Serdar 2021 auf dem Sessel des Vizeregierungschefs wieder. Damit ist er neben seinem Vater der zweitmächtigste Mann im Land, denn einen Regierungschef gibt es gar nicht. Zusätzlich erhielt er einen Posten im Nationalen Sicherheitsrat und wurde Chef der Obersten Kontrollkammer, einer Art Rechnungshof.

Nicht minder als die politische Karriere interessierte die Turk­men*­in­nen jedoch eine ganz andere Beförderung: Die Ernennung Serdars zum Vorsitzenden des Internationalen Verbandes der Akhal-Teke-Pferde. Angesichts des öffentlich zelebrierten Pferdekults von Vater Gurbanguly ist das ein untrügliches Anzeichen für bedeutende Änderungen an der Staatsspitze.

Doch die animalischen Neigungen des Juniors, der auch noch Träger des Titels „Verdienter Hundezüchter“ ist, scheinen nicht ganz so ausgeprägt zu sein. Unter Exil­turk­men*­in­nen kursiert jedenfalls folgendes Gerücht: Beim Besuch einer Pferdezuchtanlage soll Serdar mürrisch und verängstigt im Sattel gekauert haben, während sein Vater den Gaul am Zaumzeug im Kreis herumführte.

Doch zumindest politisch sitzt Serdar jetzt fester im Sattel denn je. Denn niemand zweifelt daran, dass er als strahlender Sieger aus der Wahl hervorgehen wird. Über 90 Prozent, wie schon 2017 für seinen Vater, dürften locker drin sein. Etwas anderes darf ebenfalls als sicher gelten: Auch in Zukunft werden die Menschen in dem bitter armen Land nichts zu lachen haben.

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