Präsidentschaftswahl in Frankreich: Macron verspricht Umbau des Landes
Der aussichtsreiche Kandidat stellt sein Wahlprogramm vor. Bisher war er wiederholt für sein politisch unverbindliches Auftreten kritisiert worden.
Der charismatische Ex-Wirtschaftsminister gilt inzwischen als Favorit für die Präsidentschaftswahl: Umfragen zufolge würde er es nach jetzigem Stand in die Stichwahl vom 7. Mai schaffen und dort die rechtsextreme Front-National-Chefin Marine Le Pen schlagen. Politische Gegner werfen dem Politik-Jungstar aber immer wieder vor, nur sehr vage Vorschläge zu machen.
Macron stellte deswegen am Donnerstag sein komplettes, sozialliberal orientiertes Wahlprogramm mit dem Titel „Mein Vertrag mit der Nation“ vor. Unter anderem will er die Arbeitslosenversicherung für neue Berufsgruppen öffnen und zugleich den Druck auf Arbeitslose erhöhen, Jobs anzunehmen. 80 Prozent der Haushalte sollen von der Wohnungssteuer befreit werden, die Unternehmenssteuer soll von 33,3 auf 25 Prozent gesenkt werden.
Macron will auch die umstrittenen Sonderrenten in Frankreich abschaffen – an dem Vorhaben war Mitte der 90er Jahre eine konservative Regierung gescheitert. Das Renteneinstiegsalter und die Höhe der Bezüge will der Reformpolitiker nicht antasten.
Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst
Dem früheren Wirtschaftsminister des sozialistischen Staatschefs François Hollande schwebt ein Investitionsplan in Höhe von 50 Milliarden Euro über fünf Jahre vor. Jeweils 15 Milliarden Euro sollen in die berufliche Aus- und Weiterbildung und in die Energiewende fließen.
Zugleich will Macron die Staatsausgaben um 60 Milliarden Euro senken. Er will rund 120.000 Stellen im öffentlichen Dienst streichen, zugleich sollen aber 10.000 neue Polizisten und 4000 bis 5000 neue Lehrer eingestellt werden. Der Pro-Europäer will außerdem die europäische Zusammenarbeit etwa in der Verteidigungspolitik stärken und wirbt für einen eigenen Haushalt für die Eurozone.
Als Reaktion auf die Scheinbeschäftigungsaffäre um den konservativen Präsidentschaftskandidaten François Fillon schlägt Macron auch ein Gesetz für mehr Moral in der Politik vor. Unter anderem will er Abgeordneten verbieten, Verwandte als parlamentarische Mitarbeiter zu beschäftigen. Er wolle der „Vetternwirtschaft ein Ende setzen“, sagte Macron. Auch sollen Parlamentarier nicht neben ihrem Mandat noch Beratertätigkeiten ausüben dürfen – auch deswegen ist Fillon in die Kritik geraten.
Macron, der die politischen Gegensätze zwischen rechts und links für überholt hält, hat mit seiner Präsidentschaftskandidatur an der Spitze der Bewegung „En Marche!“ (deutsche etwa: Vorwärts! oder In Bewegung!) für Furore gesorgt. Als frisches Gesicht im Politikbetrieb ist er für viele Franzosen zum Hoffnungsträger geworden.
Er profitiert zudem davon, dass die konservativen Republikaner mit Fillon einen ausgesprochen rechten Kandidaten und die Sozialisten mit Benoît Hamon einen ausgesprochen linken Kandidaten ins Rennen um den Elysée-Palast schicken – das verschafft ihm viel Platz in der politischen Mitte. In den Umfragen überrundete er Fillon, als dieser wegen der Scheinbeschäftigungsaffäre um seine Ehefrau massiv an Zustimmung verlor.
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