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Präsidentinnenwahl an der TU BerlinFatma Deniz gewinnt gegen Geraldine Rauch

Im zweiten Wahlgang hat sich eine deutliche Mehrheit an der TU Berlin für Fatma Deniz ausgesprochen. Sie ist dort bereits seit 2023 Vize-Präsidentin.

Neue Präsidentin mit großer Mehrheit: Fatma Deniz Foto: Angelika Schwaff

Fatma Deniz ist die neue Präsidentin der Technischen Universität Berlin (TU). Am Mittwoch stimmten 42 Mitglieder des erweiterten akademischen Senats für die amtierende Vizepräsidentin. Geraldine Rauch, die bisherige TU-Präsidentin, erhielt 18 Stimmen. Damit ist die neue Präsidentin mit einer sehr deutlichen Mehrheit im zweiten Wahlgang gewählt. Die beiden waren die einzigen verbliebenen Kandidatinnen.

Deniz konnte bereits im ersten Wahlgang am vergangenen Mittwoch die meisten Stimmen auf sich vereinen. 30 Mitglieder des erweiterten akademischen Senats hatten sich für sie ausgesprochen, Rauch hatte 19 Stimmen erhalten. Der erweiterte akademische Senat hat 60 Stimmen. Um im ersten Wahlgang direkt gewählt zu werden, war die absolute Mehrheit notwendig, dazu fehlte Deniz also eine Stimme.

Im ersten Wahlgang waren insgesamt 5 Be­wer­be­r*in­nen angetreten. Drei von ihnen, die Stimmenanteile im einstelligen Bereich beziehungsweise in einem Fall gar keine Stimme erhalten hatten, hatten ihre Kandidatur Anfang der Woche zurückgezogen.

Sie wolle sich für eine TU als „lernende Institution“ einsetzen, an der „Studierende lernen, kritisch zu denken, Neues auszuprobieren und ihr Wissen praktisch anzuwenden“, sagte sie direkt nach der Wahl.

Es war eine Richtungswahl

„Der Wille zu Veränderung begleitet mich schon mein ganzes Leben“, hatte Deniz sich in der öffentlichen TU-Wahlarena eine Woche vor dem ersten Wahlgang vorgestellt. Deniz, 1983 geboren, ist in der Türkei aufgewachsen. Sie hat dann an der TU München studiert und an der TU Berlin promoviert. Seit 2020 ist sie Professorin für Informatik an der TU. Sie arbeitet zu Sprache und Kommunikation in Biologischen und Künstlichen Systemen.

Seit anderthalb Jahren ist Fatma Deniz außerdem Vize-Präsidentin der TU, einen Posten, den sie übernommen habe, weil sie Verantwortung übernehmen wollte. Deniz sieht sich nun einerseits mit maroden Gebäuden und andererseits mit Sparzwängen konfrontiert, nachdem der Senat im Frühjahr die Hochschulverträge aufgekündigt und allen Berliner Hochschulen Kürzungen aufgedrückt hatte.

In ihrem Amt als Präsidentin der TU Berlin will Deniz vor allem auf Effizienzsteigerung und Digitalisierung setzen. So müssten Studiengänge konsolidiert und Dopplungen im Lehrangebot vermieden werden. In ihrem Wahlprogramm schreibt sie, dass durch Industriekooperationen und eine stärkere wirtschaftliche Orientierung neue Einnahmequellen erschlossen werden sollten. Die Präsidentinnenwahl war im Vergleich zur linken Programmatik von Rauch damit auch eine Richtungswahl. Außerdem will Deniz die Gleichstellung von Frauen an Universitäten stärken.

Schon Geraldine Rauch war als vergleichsweise junge Frau eine Ausnahme unter den oft männlichen und deutlich älteren Rek­to­r*in­nen und Prä­si­den­t*in­nen an Hochschulen in Deutschland. Mit Fatma Deniz folgt ihr eine Präsidentin, die sich dazu noch durch ihre Herkunft in der Türkei auszeichnet. Die Entscheidung für sie war dabei gleichwohl eine Richtungswahl: Deniz präsentiert sich technokratischer und wirtschaftsnäher als die dezidiert politisch auftretende Rauch.

Die nun abgewählte TU-Präsidentin Geraldine Rauch war angetreten, um „die Gesellschaft mitzugestalten“, wie sie bei ihrem Amtsantritt 2022 gesagt hatte. In die Kritik war sie geraten, nachdem sie 2024 mit ihrem privaten X-Account einen Post mit antisemitischer Bildsprache gelikt hatte. Sie hatte sich entschuldigt, breite Maßnahmen gegen Antisemitismus an der Hochschule angekündigt und war im Amt geblieben. Antisemitismuskritische Stu­den­t*in­nen wiederum hatten vor einigen Wochen einen Raum im Asta besetzt, um gegen Antisemitismus an der TU zu protestieren.

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