Präsidentenwahl in Kirgistan: Populist Japarow räumt ab
Bei dem zeitgleich stattfinden Referendum stimmt eine Mehrheit für eine stärkere Rolle des Staatschefs. Die Wahlbeteiligung liegt bei 40 Prozent.
Der Zweitplatzierte bei der Präsidentenwahl, Adachan Madumarow, kam den Angaben zufolge nur auf weniger als sieben Prozent. Er erklärte, das Ergebnis nicht anerkennen zu wollen. Insgesamt waren 17 Kandidat*innen angetreten.
Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben der Wahlkommission nur bei 39 Prozent. Beobachter*innen erklärten die niedrige Beteiligung auf mit einer Änderung des Wahlgesetzes. So durften Wähler*innen, anders als bei früheren Wahlen, nicht an ihrem derzeitigen Aufenthaltsort abstimmen, sondern nur dort, wo sie registriert sind.
Das Wahlkampfteam der Kandidatin Klara Soorunkulowa teilte mit, mehrere Berichte über den Kauf von Wähler*innenstimmen aus der südkirgischen Stadt Osch erhalten zu haben. So seien einige Leute in einem Auto dabei beobachtet worden, gegen Stimmen Bargeld ausgehändigt zu haben. Auch sollen einige Wähler*innen unter Druck gesetzt worden sein, für wen sie abstimmen sollten. „Als wir jedoch bei den Wahllokalen ankamen, haben die Menschen die Flucht ergriffen“, sagte das Mitglied des Wahlstabes Gulgaaky Mamasaliewa dem Sender Radio free Europe.
Viele Versprechungen
Bei einem Auftritt in seiner Wahlkampfzentrale versprach Japarow am Sonntagabend ein Ende der Korruption und Parlamentswahlen sowie ein weiteres Referendum über die geänderte Verfassung bis Juni. „Wir werden nicht die Fehler vorheriger Regierungen wiederholen“, sagte der 52-Jährige.
Japarow war durch Unruhen nach der Parlamentswahl am 4. Oktober an die Macht gekommen, nachdem Anhänger ihn aus dem Gefängnis befreit hatten. Im Zusammenhang mit den Protesten in Bischkek waren mindestens ein Mensch getötet und mehr als 1.200 weitere verletzt worden.
Das überwiegend muslimische Kirgistan mit seinen 6,5 Millionen Einwohnern gilt als vergleichsweise demokratisches Land in Zentralasien, zugleich aber auch als politisch besonders instabil. Bereits in den Jahren 2005 und 2010 hatten Unruhen zum Sturz zweier Präsidenten geführt. Die Kritiker Japarows befürchten, dass in Kirgistan demnächst ähnlich autoritäre Strukturen aufgebaut werden könnten, wie sie bereits in Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan herrschen.
Japarow habe versprochen, dass er die Renten erhöhen werde, sagte die 69-jährige Vera Pawlowa. Über die anderen Kandidaten wisse sie wenig. „Ich habe ihre Plakate nirgends gesehen, nur die von Schaparow.“
Bevor Japarow aus dem Gefängnis befreit worden war, hatte er dort nach einem Schuldspruch wegen Geiselnahme eingesessen. Der Schuldspruch wurde inzwischen von einem anderen Gericht kassiert. Japarow stellt sich inzwischen als Feind des organisierten Verbrechens und der Korruption dar. Bei einem Auftritt am Freitag in der Hauptstadt Bischkek vor mehreren tausend Menschen forderte er die Bürger*innen zu „Verständnis“ und gegenseitigem „Respekt“ auf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!