Kommentar: Positiver Sparzwang
■ Weniger Klinikbetten gut für Kranke
Sparen tut weh. Nach diesem Motto wird in Bremen seit Jahren bei jedem Ansetzen des Rotstifts gestöhnt was das Zeug hält. Aber nicht jedes Sparprogramm geht wirklich zu Lasten der betroffenen Bevölkerung. Zum Beispiel könnte das kräfitge Abspecken von Krankenhausbetten, das Irmgard Gaertner jetzt den Bremer Kliniken verordnet hat, am Ende durchaus positive Folgen für die Kranken haben.
Denn wer bleibt schon gerne lange im Krankenhaus? Früher aber hatten die Kliniken ein wirtschaftliches Interesse daran, ihre öffentlich finanzierten Betten möglichst immer voll zu haben. Denn nur für belegte Betten gab es Geld – und zwar jeden Tag eine satte Summe. Kein Wunder, daß da mancher Patient länger bleiben mußte, als für die Behandlung eigentlich erforderlich war.
Erst Seehofers Gesundheitsreform hat dieses Prinzip gründlich umgekehrt. Seit die Kliniken nicht mehr in erster Linie für gefüllte Betten, sondern für erfolgreich durchgeführte Behandlungen bezahlt werden, gibt es plötzlich allerorten Leerstände. Daß die leeren Betten nun nicht mehr vom Bremer Staat subventioniert werden, ist nur logisch. Und am Ende ist diese Einsparung ein Grund zur Freude, denn jedes Bett, das im Krankenhaus weniger gebraucht wird, steht für einen frohen Patienten mehr, der bereits entlassen wurde.
Dirk Asendorpf
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