Portrait: Netzwerker für Opel
Es dürfte eine Aufgabe nach Matthias Machnigs Geschmack sein: Der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium wird zentrale politische Anlaufstelle für alles, was mit dem geplanten Verkauf des Autobauers Opel an den französischen Staatskonzern PSA Peugeot zu tun hat. Da kann er an exponierter Stelle vernetzen, Brücken bauen – und poltern.
Der Deal verunsichert nicht nur die Beschäftigten in den Opel-Werken, sondern auch die Regierungen in den Opel-Ländern Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und im Bund. Besonders beunruhigend: Bis Dienstag waren weder Arbeitnehmervertreter noch deutsche Politiker informiert.
Nun sollen alle rasch auf gleichen Stand gebracht werden – um dann am gleichen Strang zu ziehen. Machnig ist Garant dafür, schnell eine Strategie zu entwickeln und Öffentlichkeit herzustellen.
Dass der 56-jährige SPD-Politiker netzwerken und Projekte anstoßen kann, attestieren ihm Freunde wie Gegner. Er leitete erfolgreiche Wahlkämpfe für die SPD – in Nordrhein-Westfalen, für Gerhard Schröder im Bund und für Martin Schulz in Europa.
Auch in Industriepolitik kennt er sich aus. Opel ist ihm spätestens in seiner Zeit als Wirtschaftsminister in Thüringen ans Herz gewachsen. In der letzten Krise des Autobauers kämpfte er für den Erhalt des Eisenacher Werks – und machte 20 Millionen Euro an Fördermitteln locker.
Allerdings ist der gebürtige Wimberner nicht leicht zu händeln. Als Umweltstaatssekretär unter Gabriel setzte er die Verpackungsordnung zum Nutzen des damaligen Monopolisten Duales System Deutschland durch. Er hielt ein Gutachten zu unwirksamen Partikelfiltern für Dieselruß zurück, bis er gerichtlich verdonnert wurde, es zu veröffentlichen. Als Thüringer Wirtschaftsminister stolperte er über doppelt gezahlte Bezüge.
Auch mit seinem Auftreten macht er sich nicht nur Freunde: Wer einmal mit ihm in einer Diskussion saß, kann sich vorstellen, dass er auch sonst leicht ungeduldig wird, wenn andere seine geniale Strategie nicht begreifen. Spaß am Streit hat er. Leise Töne mag er weniger. Bei Peugeot wird man gewarnt sein.
Beate Willms
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