Portrait: Ein fairer Tausendsassa
Es ist eine doppelte Premiere: Noch nie hat ein Vertreter des Elektroniksektors den Deutschen Umweltpreis gewonnen. Zugleich war noch kein Preisträger jünger als Bas van Abel, jener 39-jährige Tausendsassa, der sich bereits seit Anfang des Millenniums an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit, Kreativität und digitaler Entwicklung austobt, mit Hang zum DIY-Gedanken.
Van Abel wird ausgezeichnet als „Pionier der Transition in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein im ganzen Sektor“. Sein Unternehmen Fairphone, gegründet 2012, verwendet möglichst „konfliktfreie“ Ressourcen für das gleichnamige Produkt, von dem inzwischen die zweite Generation auf dem Markt ist. Produziert wird es in China zu „fairen“ Bedingungen für die Arbeiter. Fairphones sollen leichter reparierbar sein und damit eine längere Lebensdauer haben.
„Leidenschaft für die Veränderung der Beziehung zwischen Menschen und Produkten“, so beschreibt der Preisträger seine Motivation. Das Ziel: „Den Design-Prozess von alltäglichen Gegenständen öffnen, wodurch Menschen deren aktive Besitzer sein können.“ Auch ist er Koautor des Buchs „Open Design Now“, das Design als eine offene und geteilte Disziplin propagiert.
Hervorgegangen ist Bas van Abel, der eher wie ein Surflehrer als wie ein Geek wirkt, der Amsterdamer „Waag Society“, dem „Institut für Kunst, Wissenschaft und Technologie“, wo er als Designchef und später Kreativdirektor tätig war. Dazwischen machte er sich als Mitbegründer des „Fablab“ einen Namen, einem selbst erklärten „Workshop für digitale Fabrikationen, Lernen und Innovation“.
Am Fairphone gibt es trotz aller Lobeshymnen die Kritik, dass die Arbeitsbedingungen in afrikanischen Minen auch ohne Konflikt-Zinn und -Tantal noch menschenunwürdig sind. Van Abel ist für diese Aspekte keineswegs taub. In einer jüngst ausgestrahlten niederländischen TV-Dokumentation konfrontierte ihn eine ehemalige Mitarbeiterin damit, er sei „kein Künstler mehr, sondern ein Geschäftsmann“. Van Abel reagiert: „Du wolltest Veränderung schaffen, aber du hast ein Monster kreiert.“
Tobias Müller
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