Portrait: Kämpferin für Gesundheit
Ich heiße María Liz Robledo und komme aus Baigorrita in der Provinz Buenos Aires.“ Bescheiden tritt die 40-jährige Mutter aus dem 1.900-EinwohnerInnen zählenden Dorf auf. Hier, wo jeder, jede und jeden kennt, kämpft die Argentinierin seit der Geburt ihrer Tochter gegen den Einsatz von Agrochemie. In wenigen Tagen wird Robledo beim Monsanto-Tribunal in Den Haag aussagen.
María Liz Robledo ist die einzige Zeugin aus Argentinien, wo nach inoffiziellen Schätzungen jährlich rund 320 Millionen Liter Glyphosat versprüht werden. Hinzu kommen Pestizide und Fungizide. Jahrelang lagerte auf Robledos Nachbargrundstück Agrochemie. Aus ihrem Fenster sah sie die riesigen Plastikbehälter stehen, sie erblickte die ein- und ausfahrenden Sprühfahrzeuge, Sorgen machte sie sich deshalb nicht.
Ihre Tochter Martina aber wurde am 23. April 2013 mit einem Verschluss der Speiseröhre geboren. Die Verbindung zwischen der Missbildung und der gelagerten Agrochemie zog sie erst, als ihre Kinderärztin von einem weiteren Fall in ihrem Dorf berichtete und die Frage stelle, ob sie in der Nähe von Herbiziden wohnt.
Aus der arglosen Anwohnerin wurde eine sich engagierende Betroffene. Die Fotografin Robledo erfuhr, dass im Gemeinderat es Bezirks schon seit Jahren die Vorlage zur Einrichtung einer Schutzzone für Wohngebiete auf Eis lag, in denen der Einsatz und die Lagerung von Agrochemikalien verboten sein sollte. Sie malte ein Pappschild mit der Aufschrift: „Ich unterstütze die 500-Meter-Zone frei von Agrogiften.“ Damit ging sie auf die Straße, zu den Nachbarn, zu Ärzten und Krankenschwestern, gab ihnen das Pappschild in die Hand und machte rund 140 Aufnahmen. Die Verordnung wurde schließlich beschlossen, aber umgesetzt wurde sie nie. Inzwischen sind die vorgesehenen Fristen verstrichen.
Der Druck der Agroindustrielobby war offenbar zu stark. Auch María Liz Robledo glaubt das zu spüren. Die Mund-zu-Mund-Propaganda, die ihr die Fotoaufträge bei Hochzeiten verschafft, läuft nicht mehr so gut wie früher. Auf dem Nachbargrundstück wurde aufgeräumt, die Sprühfahrzeuge weggefahren. Jürgen Vogt
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