Portrait: Der Schlechte-Nachrichten-Bringer
Der Betriebsrat der Wiesenhof-Schlachtbetriebe geht gerichtlich gegen seinen Arbeitgeber vor. Weil der ohne seine Zustimmung 40 LeiharbeiterInnen über ein Subunternehmen eingestellt haben soll. Und das in einer Zeit, in der 537 Festangestellte infolge des Großbrands im März ihre Jobs verloren haben. „Wir haben in den vergangenen Wochen alles getan, um so viele Arbeitsplätze wie möglich für unsere Festangestellten zu sichern“, hatte Firmengründer Paul-Heinz Wesjohann im Juli gesagt.
In vielen Berichten wird der 73-Jährige immer noch als Chef der Wiesenhof-Mutteraktiengesellschaft PHW-Gruppe bezeichnet. Dabei fungiert er formal nur als Berater des Managements von Europas größter Geflügelschlachterei. Seit 2009 ist sein Sohn Peter der Vorstandsvorsitzende der PHW-Gruppe. Über den schrieb Die Zeit vor drei Jahren, er betreibe, anders als sein Vater, keine Abschottungspolitik. Sogar die Tierschutzorganisation Peta ließ sich zu einem Lob für Wesjohann, den Jüngeren, hinreißen: „Angenehm, selbstkritisch, zuverlässig“, zitierte Die Zeit einen Aktivisten.
Doch nach dem Großbrand, bei dem der Schlachthof-Standort im niedersächsischen Lohne zu großen Teilen zerstört wurde, war es oft Wesjohann senior, der den MitarbeiterInnen die schlechten Nachrichten überbrachte. Frühestens Ende 2017 können in Lohne wieder Tiere geschlachtet und zerlegt werden. Nur noch 220.000 am Tag. Vor dem Brand waren es täglich 330.000. Und das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg hatte bereits eine Erhöhung der Schlachtkapazitäten auf 432.000 tote Vögel am Tag genehmigt. eib
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