Portrait: Die Gestrichene
Ein Sonderparteitag der AfD in Mecklenburg-Vorpommern hat Petra Federau am vorigen Samstag von der KandidatInnenliste für die kommende Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern gestrichen. Zuvor war bekannt geworden, dass sie vor einigen Jahren für einen Escort-Service gearbeitet hatte. Die Firma vermittelt Frauen aus Deutschland an Kunden in Abu Dhabi. Diese Tätigkeit hatte sie ihrer Partei verschwiegen.
Federau sitzt seit 2014 im Schweriner Stadtrat. Dort ist sie Geschäftsführerin der AfD-Fraktion. Überregionale Aufmerksamkeit erhielt sie 2014, als sie angesichts steigender Flüchtlingszahlen wütete: „Wir holen uns alle Krankheiten der Welt ins Land.“
Im Februar 2016 wurde sie von ihrer Partei auf die Landesliste für die Landtagswahl im kommenden September gewählt. Dort stand sie auf dem aussichtsreichen dritten Platz. Die AfD liegt in Mecklenburg-Vorpommern bei rund 18 Prozent. Der Einzug in den Landtag wäre ihr sicher gewesen.
Im März, als die Nachricht von ihrer ehemaligen Tätigkeit bekannt wurde, war die Empörung im Landesverband groß. Parteischädigendes Verhalten der 46-Jährigen sei das gewesen. Nicht jedoch wegen der Tätigkeit an sich, versichert der AfD-Spitzenkandidat Leif Erik Holm. Vielmehr weil Federau ihre Vergangenheit verschwiegen habe. „Man macht sich erpressbar“, sagt Holm. Das Vertrauen zu ihr sei zerstört. 84 der 137 Stimmberechtigten votierten gegen sie.
Wo die Informationen über Federaus Vergangenheit herkamen, war auf dem Sonderparteitag ein Streitfall. Federaus UnterstützerInnen warfen dem Landesvorstand vor, er habe die Informationen gestreut. Federau versichert, ihre private Vergangenheit habe keinerlei Einfluss auf ihr politisches Handeln.
„So lange ich lebe“, schrieb die Schwerinerin nach dem Bekanntwerden ihrer Vergangenheit, „werde ich für unser Land und unser Volk kämpfen“. Auch jetzt, nach der Demontage durch die eigene Partei, will sie in den Landtag einziehen – als Direktkandidatin. Dass sie sich in Schwerin durchsetzen wird, ist allerdings unwahrscheinlich. Vorerst wird sie demnach im Stadtrat für „Land und Volk“ kämpfen müssen. AZ
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