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PorträtDas neue Zugpferd

So etwas wie ein Klitschko-Nachfolger: Artem Harutyunyan Foto: dpa

Kaum hat der deutsche Profi-Boxsport mit dem Rücktritt des Wahlhamburgers Wladimir Klitschko ein großes Zugpferd verloren – da wächst genau in Hamburg-Wandsbek, wo der Aufstieg der Klitschko-Brüder einst begann, neue Boxhoffnung heran. Und wieder sind zwei Brüder beteiligt.

Wobei der Begriff Hoffnung sich bei Artem Harutyunyan auf eine zukünftige Karriere als Profiboxer bezieht. Als Amateurboxer hat er bereits die Bronzemedaille von Rio 2016 gewonnen. Und jetzt bei den Weltmeisterschaften, die seit Freitag in Hamburg ausgetragen werden, hat Artem am Sonntag das Viertelfinale errreicht.

Die Brüder Artem (27) und Robert Harutyunyan (28) kamen als Kleinkinder mit ihren Eltern als Asylbewerber aus Armenien nach Hamburg. Ihr Vater war Karatetrainer in der Sowjetarmee gewesen und so begannen die Brüder als Sechsjährige mit Taekwondo, wechselten aber ein paar Jahre später in die Boxabteilung des TH Eilbek, der immer noch ihr Heimatverein ist. „Eines Tages standen sie im Leistungszentrum Schwerin und sagten, sie wollten Boxer werden“, erinnert sich Michael Timm, der in Schwerin den Bundesstützpunkt leitet. Einst betreute Timm im ehemaligen Profiboxstall Universum in Hamburg-Wandsbek Weltmeister wie Felix Sturm und Ruslan Chagaev.

Timm machte Artem Harut­yunyan 2015 in der Wilhelmsburger Inselparkhalle zum Weltmeister im Halbweltergewicht. Den Gürtel hatte die APB (AIBA Pro Boxing) ausgelobt, die Profisparte des Amateur-Weltverbandes AIBA. Die Harutyunyan-Brüder lebten inzwischen in Schwerin. Zu den Olympischen Spielen in Rio 2016 durfte aber nur Artem anreisen, der als APB-Titelträger automatisch qualifiziert war. Robert verzichtete auf das Qualifikationsturnier, weil es in Aserbaidschan stattfand, was für ihn als gebürtigen Armenier immer noch Feindesland bedeutete. Stattdessen betreute Robert seinen Bruder neben Michael Timm in Rio. Das Ergebnis war nicht nur die Bronzemedaille, sondern auch weitere Förderung im Amateurboxsport.

Die soll sich nun bei der WM in Hamburg auszahlen, wo der deutsche Boxverband (DBV) mit zehn Athleten am Start ist. Artem Harutunyan, mittlerweile Wandsbeker, ist zum Botschafter des Turniers auserkoren worden. Nach der WM könnte er Profi werden, möchte aber 2020 in Tokio auf jeden Fall nach Olympia-Gold greifen. Das ist aufgrund der Öffnung des Olympischen Boxturnier für Profis möglich. Seinen Erholungsurlaub hat er jedenfalls schon mal in Tokio verbracht. Natürlich mit Robert, der sich bei der WM wieder ganz auf die Unterstützung seines kleinen Bruders konzentriert. RLO

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