Porträt: Die Fehlersuchende
Sie hat es wieder geschafft: Die Ruderin Marie-Cathérine Arnold war in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge bei den Europameisterschaften dabei. Bei der EM am vergangenen Wochenende im tschechischen Racice war die Hannoveranerin zwar nur Ersatzfrau, bei der WM im September in den Vereinigten Staaten will sie aber zur festen Besetzung gehören. Die 25-Jährige ist optimistisch, dass ihr das gelingen wird.
„Ich kann mich gut selbst einschätzen“, sagt sie. „Wenn etwas nicht klappt, suche ich die Fehler immer erst mal bei mir selbst.“ Das hat sie auch 2016 so gemacht, aber damals fand sie bei sich keine Fehler. Wohl aber beim Deutschen Ruderverband (DRV). Sie beschwerte sich öffentlich, dass den SportlerInnen wenig Zeit für die Olympia-Vorbereitung blieb und dass die RuderInnen bloß „Marionetten sind, die hin- und hergesetzt werden“. Mit diesem Begriff sei sie heute selber nicht mehr einverstanden, die Kritik gelte aber noch. Die Zusammenstellung der Nationalmannschaft habe viel mit verbandsinterner Politik zu tun, sagt Arnold. „Manche Trainer wollen ihre Sportler da unbedingt im Boot haben.“ Meistens gehe es aber gerecht zu.
Mit sechs Jahren hat Arnold zum ersten Mal im Boot gesessen. Ihr ältester Bruder habe das Rudern für sich entdeckt. Und dann hätten es ihm alle Geschwister nachgemacht. „Wie so eine Entenfamilie“, sagt Arnold.
Sie gibt kurze, klare Antworten und bringt Sachen auf den Punkt. Wenn alles gesagt ist, ist halt alles gesagt. Vielleicht hat sie aber auch einfach keine Zeit für lange Ausführungen: Sie trainiert zweimal am Tag. Rudern aber „nur 18–20 Stunden pro Woche“, der Rest ist zum Beispiel für das Krafttraining verplant. Viel sind für sie übrigens 25 bis 30 Ruderstunden pro Woche.
„Jetzt kommt bestimmt die Frage: Macht das Spaß?“, sagt Arnold und lacht. Manchmal fände sie das Rudern „lästig und nervig“. Wenn sie im Winter nicht aufs Wasser raus könne, zum Beispiel. Oder wenn sie um sechs Uhr morgens beim Training sein müsse, damit sie es mit ihrem Studium unter einen Hut bekomme. Arnold studiert im zweiten Semester Marine Geoscience in Kiel. „Auch was mit Wasser“, sagt sie.
Am Rudern mag sie, dass man viel draußen ist. Und dass sie „sich selbst und den eigenen Körper kennenlernen“ könne. Es sei ein „gutes Gefühl, sich so richtig anzustrengen“. Passenderweise ist der Einer ihr Lieblingsboot.
Aber auch die „Zusammenarbeit mit bestimmten Leuten“ mag sie. „Der Zweier ist genau die richtige Mischung: Man hat eine große Verantwortung und trotzdem noch diesen Teamgeist.“ Lena Eckert
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