Porträt: Die geborene Handballerin
Ruhig will Emily Bölk das kommende Jahr verbringen. „Ich will Praktika absolvieren und herausfinden, was ich beruflich machen will“, sagt sie. Das klingt nach einer gewöhnlichen Abiturientin, die eine Pause braucht, um ihren Weg zu finden. Vor gut einem Monat hat sie ihren 18. Geburtstag gefeiert. Mitte Juni bekommt sie ihr Abiturzeugnis. Nur ist Bölks Vorstellung von „ruhig“ allerdings eine sehr eigene, denn sie beinhaltet auch Leistungssport. „Ich will mich auf den Handball konzentrieren.“
Seit Jahren gilt die Rückraumspielerin des Buxtehuder SV als Talent im deutschen Frauenhandball. Sie hat schon um die großen Titel gespielt, darunter Deutsche Meisterschaften, die U18-WM und U19-EM. Gerade erst stand sie mit der A-Jugend-Mannschaft des BSV im Final Four um die Deutsche Meisterschaft. Und eigentlich würde sie im Juli mit den Juniorinnen zur U20-WM in Russland fahren. Wenn Handball-Bundestrainer Michael Biegler nicht dazwischengefunkt hätte. Für die anstehenden EM-Qualifikationsspiele holte er Bölk erstmals in das Kader der Nationalelf.
„Das war ein Schock“, sagt sie in Erinnerung daran. „Wir waren in der Vorbereitung auf Russland und hatten die Quali gut gespielt.“ Die Mannschaft sei ihr sehr ans Herz gewachsen. Aber sie habe sich auch geehrt gefühlt und ziehe gern mit der Entscheidung mit. Nun ist Bölk für die letzten beiden Qualifikatiosspiele Teil des A-Teams, zunächst am ersten Juni in St. Gallen gegen die Schweiz. Am fünften Juni folgt in Stuttgart das Spiel gegen Island.
Dann wird Bölk, die eine der Jüngsten im Kader ist, ihre neuen Teamkolleginnen zum ersten Mal treffen. Denn am Vorbereitungslehrgang in Stuttgart konnte sie aufgrund des Final Four nicht teilnehmen. Ob sie Druck spürt? Die 18-Jährige bleibt gelassen, wirkt eher neugierig. „Natürlich ist das jetzt ein anderes Niveau, schließlich spiele ich mit gestandenen Bundesliga-Frauen“, sagt sie. „Ich werde 30-jährigen Frauen da nichts zeigen können, aber ich kann von ihnen lernen.“ Und die Rolle der Jüngsten im Team kenne sie ja schon. Druck sei das für sie also nicht. „Ich komme da einfach als junger Hüpfer hin und hoffe, dass ich mich gut einfinde.“
Klingt abgeklärt für eine 18-Jährige, aber sie kennt den Sport auch seit sie denken kann. Mutter Andrea war selbst Handballerin und gehörte zum Weltmeisterteam von 1993. Deren Mutter Inge spielte für das DDR-Nationalteam. „Gefühlt bekam ich gleich nach der Geburt den ersten Ball in die Hand.“ Mit vier Jahren begann sie beim BSV mit dem Handball. „Hier habe ich meine Freunde, die mich den ganzen Weg über begleitet haben.“ sies
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