piwik no script img

PorträtAbschiedstour einer Institution

Auffällig war dieser enorme Ehrgeiz. Als Dominik Klein im Sommer 2006 vom TV Großwallstadt zum THW Kiel wechselte, ließ er selten die Gelegenheit aus, zu betonen, wie wichtig es ihm ist, von den Besten zu lernen. Er nannte damals namentlich den Trainer Noka Serdarušićoder etwa Spieler wie Stefan Lövgren, Marcus Ahlm oder Nikola Karabatić. Es war nicht zu übersehen, dass dieser junge Mann von 22 Jahren unbedingt vorankommen wollte.

Und wie ihm das gelang: „Mini“, wie der flinke Linksaußen mit der Nummer 33 von den THW-Fans genannt wurde, räumte in den vergangenen zehn Jahren bei der Kieler Hatz Trophäen ab wie kein anderer. Achtmal wurde er Meister, sechsmal DHB-Pokalsieger und dreimal durfte er die Champions-League-Trophäe nach oben recken. Allein die erste Saison – ein Traum. Anfang Februar 2007 mit der deutschen Nationalmannschaft der WM-Gewinn im eigenen Land, im Frühjahr das Titel-Triple mit den „Zebras“.

Klein wurde in Kiel zu einer Institution. Aber wie es nun einmal so ist im Profisport ­– irgendwann helfen einem die Verdienste der Vergangenheit nicht mehr. Dieser Punkt ist jetzt erreicht für den Unterfranken, der zurzeit nach einem Kreuzbandriss zum Zuschauen verurteilt ist – so auch am Sonnabend beim 30:37 des THW in der Champions League bei Paris Saint-Germain. „Sein“ Verein will den im Sommer auslaufenden Vertrag nur noch um ein weiteres Jahr bis 2017 verlängern.

Klein dagegen dürfte auf einen Dreijahresvertrag gehofft haben. „Ich hatte mir gewünscht, meine Karriere in Kiel zu beenden. Ich fühle mich noch voll im Saft und habe nicht vor, nach einem weiteren Jahr die Segel zu streichen“, sagte der Publikumsliebling, der mit seiner Frau Isabell, Profi beim Buxtehuder SV, und Sohn Colin sehr gern in Kiel lebt. Klein wird am 16.Dezember 32 Jahre alt, rund um diesen Termin herum möchte er auch sein Comeback geben.

THW-Geschäftsführer Thorsten Storm hob die großen Verdienste Kleins hervor. „Darum möchten wir gerne, dass er nach seiner Verletzung noch ein weiteres Jahr für den THW spielt. Danach planen wir anders, werden auch auf der Linksaußen-Position den Umbruch vollziehen“, sagte Storm den Kieler Nachrichten. Eine Verpflichtung des Österreichers Raul Santos vom VfL Gummersbach scheint möglich.

Die neue Nummer eins auf Linksaußen ist der Rune Dahmke, der es in den vergangenen Wochen zum Nationalspieler gebracht hat. Klein hatte sich des Nachwuchsspielers aus dem Kieler Vorort Mönkeberg angenommen. Es sei für ihn immer ein „großes Anliegen“ gewesen, das Erlernte weiterzugeben. Dahmke hat von einem Titelsammler gelernt. gör

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen