piwik no script img

Porträt Wendelin WiedekingEinsamer Rekordhalter

Bislang ging es nur bergauf für den Porsche-Chef - doch nach der geplatzten VW-Übernahme droht Wendelin Wiedeking der Machtverlust beim Sportwagenbauer.

Angezählt: Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking. Bild: ap

Wendelin Wiedeking ist ein Mann zwischen Himmel und Hölle. Als der gebürtige Westfale 1992 mit gerade 40 Jahren Sprecher des Vorstandes bei Porsche wurde, war die Firma ganz unten, fast bankrott. Zuvor hatte er Glyco saniert, einen Autozulieferer. Wiedeking hatte schon damals das selbstsichere, raumgreifende Lächeln, das manche arrogant und überheblich, manche gewinnend finden.

Zum Beispiel seine Mitarbeiter: Er entließ zunächst ein Drittel von ihnen, dem Rest sagte er fortan, wie wichtig sie seien. Porsche steigerte seinen Wert von 300 Millionen auf 25 Milliarden im Jahr 2007. Sein eigenes Jahresgehalt betrug zuletzt angeblich unvorstellbare 80 Millionen Euro - Deutschlands bestbezahlter Manager, beim kleinsten unabhängigen Autobauer der Welt.

King Wiedeking führte eine neue, aber eigentlich alte Unternehmensphilosophie ein. Er predigte Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit. Zum Vorbild nahm er sich den "aufrechten Kaufmann" und die Zusammengehörigkeit von Familienbetrieben.

Unternehmen und Chef wurden Anfang des Jahrtausends mehrfach ausgezeichnet, Wiedeking freundete sich mit Gerhard Schröder an. Wenn er auch Rendite für unverzichtbar hielt, so kritisierte er doch das kurzfristige Gewinnstreben des Shareholder Value.

Im Herbst 2005 begann sein größtes Wagnis: der Einstieg bei VW. David gegen Goliath. Man handle aus "Liebe zum Automobil", schrieb Wiedeking in seinem Buch "Anders ist besser" in Anlehnung an den VW-Slogan. "Wer, wenn nicht wir, darf diesen Anspruch erheben? Unsere Wettbewerber? Scheichtümer?"

In Stuttgart vergöttern sie ihn, in Wolfsburg hassen ihn die VW-Mitarbeiter. Für sie ist sein Lächeln reine Arroganz, sein Übernahmeplan wahnwitzig. Nun scheint Wiedeking gescheitert - er fühlte sich besser als andere und handelte doch ebenso.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • JS
    Jack Salinger

    Die sind doch alle völlig irre.