Porträt Rüdiger Grube: Der Autobahner
Bisher hat er sich mit Waffen, Flugzeugen und Autos beschäftigt - nun soll Rüdiger Grube neuer Chef der Bahn werden
Über "Bratpfannen" oder "Fahrräder" rümpft er die Nase, wenn es um deutsche Güter auf dem globalen Markt geht. "Export machen wir mit anspruchsvollen Produkten und Höchsttechnologie", sagte Rüdiger Grube noch vor gut einer Woche in einem Interview. Diese müsse man stärken, um auf die Zeit nach der Wirtschaftskrise vorbereitet zu sein. Und was er damit meint, machte der künftige Bahnchef ein paar Zeilen später klar: "Die Luftwaffen werden für uns als Kunden wichtiger", sagte der Verwaltungsratsvorsitzende des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, der künftig nach seiner Ansicht mehr Geld mit Militärs verdienen soll. "In der Verteidigung ist man nicht so abhängig vom konjunkturellen Auf und Ab."
In seinem neuen Job als Bahnchef wird sich Grube nun schnell andere Strategien überlegen müssen. Und er wird öfter im Rampenlicht stehen. Bisher agiert er mehr im Hintergrund, ist seit 1996 Leiter der Konzernstrategie bei Daimler, wo er mittlerweile im Vorstand unter anderem für die Konzernentwicklung und die Beteiligungen an anderen Unternehmen, wie eben EADS, zuständig ist. Er baute gemeinsam mit Ex-Daimler-Chef Jürgen Schrempp an der Welt AG, die DaimlerChrysler und eine Beteiligung bei Mitsubishi und Milliardenverluste brachte. Obwohl DaimlerChrysler kolossal scheiterte, durfte Grube auch unter dem neuen Vorstandschef Dieter Zetsche bleiben. Unter anderem sorgte er kürzlich für die milliardenschwere Kapitalspritze aus dem Scheichtum Abu Dhabi.
Doch es ist nicht nur die Vorliebe für die ganz großen weltumspannenden Unternehmensideen, die Grube mit seinem Vorgänger Hartmut Mehdorn verbindet. Beide sind lange Jahre Manager in der Luftfahrtbranche gewesen, Grube arbeitete dort auch als Assistent Mehdorns, der Grube jetzt als seinen Nachfolger bei der DB AG ins Gespräch gebracht haben soll, obwohl sich Grube bislang nicht besonders als Fan des Bahnverkehrs zu erkennen gegegeben hat. Aber auch das teilt Grube mit Mehdorn.
Eines dürfte die beiden aber doch unterscheiden. Mehdorn pflegte seinen hemdsärmelig bis ruppigen Stil ("Diplomat wollte ich nie werden"), Grube sieht sich als "hanseatischer Kaufmann", was das entsprechende Understatement einschließen dürfte. Zudem wird ihm ein gutes Verhältnis zum Betriebsrat und den Gewerkschaften nachgesagt. Zumindest haben ihm 20 Minuten gereicht, um die Vertreter der Bahngewerkschaften auf seine Seite zu holen. Um dies auch bei den Bahnkunden zu schaffen, wird er länger brauchen. Und zu viele Gemeinsamkeiten mit Mehdorn darf er dabei nicht betonen.
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