Porträt Ronald Weckesser: Ehrliche Haut, nicht mehr links
Die frühere Zentralfigur der Dresdner PDS, Ronald Weckesser, will aus der Linken austreten.
Als Ronald Weckesser in Dresden zu Beginn des Jahres seinen 60. Geburtstag feierte, sah man mehr CDU-Kabinettsprominenz als führende Genossen. Als ein Linker verstand und versteht er sich bis heute, wehrte sich 2007 mit List und guten Argumenten gegen einen Parteiausschluss. Jetzt geht er selbst den Weg des Parteiaustritts.
Die heutige Linke ist für ihn nicht mehr die "Volkspartei PDS", sondern die der neuen alten "Immerrechthaber" wie Lafontaine, der "Allesversprecher", der "Karrieristen", eine "Sekte". Aber Weckesser bemerkt in seiner Verbitterung nicht, dass er zumindest in Dresden selbst nur noch für eine Splittergruppe spricht. Die sogenannte WOBA-Fraktion im Stadtrat ist zerfallen, nachdem sie gemeinsam mit der CDU noch zwei Bürgermeister inthronisiert hatte. Die Privatisierung jener kommunalen WOBA-Wohnungen hatte das Schisma zwischen puren Pragmatikern und prinzipientreuen Kräften in der Dresdner PDS ausgelöst.
In der Landtagsfraktion ist Weckesser seit längerem isoliert. Erst in der Vorwoche krachte es heftig wegen der Kosten für eine Klage vor dem Landesverfassungsgericht, die Weckesser gegen seine eigene Fraktion angestrengt und gewonnen hatte.
Für Begleiter, die ihn wegen seiner Lauterkeit, seiner zurückhaltenden Art und wegen seiner Intelligenz schätzen, trägt die Entwicklung tragische Züge. Als eine Zentralfigur der Dresdner PDS erwarb er sich in den 90ern Verdienste. Eisern überwand er eine Leukämieerkrankung. Und im Landtag zollten dem Vorsitzenden des Haushaltausschusses auch politische Gegner Respekt für sein Konzept vom "schuldenfreien Sozialismus". Für Weckesser zählte nur Bezahlbarkeit von Projekten unter gegenwärtigen Bedingungen. Von welchen Visionen er sich leiten ließ, war für viele nicht mehr erkennbar.
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