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Porträt Mukhtar RobowSomalias reumütiger Islamist

Ein Mitgründer der islamistischen Shabaab-Rebellen kandidierte in Somalia für ein Staatsamt. Nun wurde er verhaftet.

Mukhtar Robow bei der Vorstellung seiner Kandidatur, Oktober 2018 Foto: ap

Nairobi taz | Er war jahrelang Sprecher von al-Shabaab, der bewaffneten islamistischen Gruppe in Somalia, die international als Terrororganisation eingestuft wird. Dann wurde Mukhtar Robow (49) Kandidat für die Präsidentschaft der Autonomieregierung für den Südwesten seines Landes. Der Mann, der einst Al-Qaida-Führer Osama bin Laden lobte, versprach jetzt Sicherheit und Gerechtigkeit.

Doch Somalias Zentralregierung, erst so stolz auf den Überläufer, ist nun aber gegen seine Kandidatur im Südwesten. Der Regionalpräsident wird vom regionalen Parlament in der Stadt Baidoa gewählt, aber die Wahlen im Südwesten wurden nun immer wieder verschoben. Die Zentralregierung versuchte, die Kandidatur von Robow zu untergraben, weil sie fürchtete, dass er gewinnen könnte.

Am 13. Dezember ließ sie Robow festnehmen, mit Hilfe äthiopischer Truppen. Seine empörten Anhänger gingen in Baidoa auf die Straße – und 15 von ihnen wurden erschossen. Als der UN-Sonderbeauftragte Nichols Haysom dagegen protestierte, wies Somalias Regierung ihn aus.

„Mit der Hilfe Gottes werde ich siegen und auch den Frieden gewinnen,“ hatte Robow zuvor gesagt. Er hatte seine schwarze Shabaab-Uniform gegen traditionelle Kleidung getauscht. Progressive Somalier fürchteten trotzdem, dass er Frauenrechte und gesellschaftliche Freiheiten einschränken wird. Andere glaubten, dass er für mehr Sicherheit sorgen wird. Wieder andere fanden, dass er bestraft werden und sicherlich nicht Teil der politischen Führung sein sollte. Aber wer hat in Somalias Politik schon saubere Hände?

Training bei al-Qaida in Afghanistan

Robow war von jung an streng religiös. Er ging auf eine Koranschule in seinem Geburtsort Hudur und studierte Islam in der Hauptstadt Mogadischu und später im Sudan. Als er nach Mogadischu zurückkehrte, bekam er Arbeit bei der saudischen Wohltätigkeitsorganisation al-Haramain, die später von den USA beschuldigt wurde, mit Terroristen zusammenzuarbeiten.

Im Jahr 2001 reiste Robow nach Afghanistan für ein Al-Qaida-Training und traf bin Laden. Zurück in Somalia schloss er sich der Union Islamischer Gerichte an und wurde stellvertretender Kommandant. Die ursprünglich von islamischen Rechtsgelehrten als Regierungsersatz gegründete Union beherrschte 2006 große Teile Südsomalias, bis sie von dem großen Nachbarland Äthiopien vertrieben wurde.

Mitglieder der Union gründeten dann die Guerillaarmee al-Shabaab (die Jugend) – Robow war einer der Gründer, mit dem Kampfnamen Abu Mansur. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Rekrutierung junger Männer und ist daher mitverantwortlich für Tausende Opfer von Bombenanschlägen und Hinrichtungen.

Nachdem Robow jahrelang die Nummer zwei der Shabaab war, verließ er die Gruppe 2013 nach einem Streit. Er versteckte sich mit einer Gruppe von Kämpfern in seinem Geburtsort unter dem Schutz seines Rahanweyn-Clans. Im vergangenen Jahr versöhnte er sich mit Somalias international anerkannter Zentralregierung und wurde zum Aushängeschild für Shabaab-Überläufer.

„Ich habe al-Shabaab wegen Missverständnissen verlassen und stimme der Art, wie die Organisation sich zum Islam bekennt, nicht zu. Es dient weder der Religion noch dem Volk noch Somalia“, sagte Robow der Presseagentur Reuters.

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