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Popps Abschied aus dem NationalteamEin letztes Spiel für Schwarz-Rot-Gold

Stürmerin Alexandra Popp beendet ihre Karriere bei der deutschen Nationalmannschaft. Auch ihr Vertrag beim VfL Wolfsburg läuft zum Saisonende aus.

Als einzige noch voller Energie: Alexandra Popp beim Länderspiel gegen Dänemark, Dezember 2023 Foto: Ines Lobeca/imago

Alexandra Popp bezeichnet sich noch immer als „Fußball-Romantikerin“. In dieser Rolle sagt die 33-Jährige vor ihrem Abschiedsspiel in der deutschen Nationalmannschaft gegen Australien in Duisburg (Montag, 18.10 Uhr, ZDF): „Es gibt nichts Schöneres, dort das Ganze zu beenden, wo es auch angefangen hat.“ Unweigerlich erinnert sie sich an ihr erstes Länderspiel am 17. Februar 2010 gegen Nordkorea eben auch in Duisburg, „als kleines Mädchen ohne Körperspannung, mit schlottrigen Knien“.

Sie war damals ein aufstrebendes Talent, das bei der U20-WM 2010 in Deutschland zeigte, was sie an der Gesamtschule Berger Feld mit lauter Jungs vom FC Schalke 04 gelernt hatte. Beste Torschützin und beste Spielerin. Die damalige Bundestrainerin Silvia Neid konnte gar nicht anders, als „Poppi“ für die WM 2011 ins A-Team zu berufen. Doch die Heim-WM war ein Reinfall. Raus im Viertelfinale gegen Japan.

Wenn Alexandra Popp jetzt nach 144. Länderspielen und 67 Toren zurücktritt, dann wird sie die damals unrühmlich verabschiedeten Birgit Prinz (214 Einsätze, 128 Treffer) natürlich nicht erreicht haben, aber in der Popularität ist sie an der immer etwas öffentlichkeitsscheuen Rekordtorjägerin vorbeigezogen. Vor allem die EM 2022 hat sie fast zu einer Überfigur werden lassen. Vor jenem Turnier in England hatte sie sich aus einer Leidenszeit nach einem Knorpelschaden im Knie herausgekämpft, in der Vorbereitung noch Corona überstanden, die DFB-Frauen bis ins Finale geschossen, obwohl sie wegen einer Muskelverletzung beim Abschlusstraining fehlte. Was in die Karriere passte. Auf und ab. Immer wieder.

Ihr hoher Bekanntheitsgrad speist sich aus ihrer besonderen Art. Ehrlich, direkt, bodenständig. Nie würde sich die im Ruhrgebiet sozialisierte Popp, in Witten geboren, in Gevelsberg aufgewachsen, auf die Zunge beißen. Wenn sie sich ungerecht behandelt fühlt, muss es raus. Wenn sie zu etwas nicht taugt, dann für diplomatische Dienste. Die unbeugsame Attitüde ist ihr Markenzeichen, ihren Körper nannte sie in der Rücktrittserklärung eine „tickende Zeitbombe“. Denn: „Durch meine Art Fußball zu spielen, die ja jetzt nicht gerade sanft ist, habe ich einen relativ hohen Preis gezahlt.“ Auch dieser Tage steht sie wegen ihres lädierten Fußes stets mit Schmerzen auf. Der Morgenspaziergang mit dem Hund hilft, „ins Rollen zu kommen, damit alles geölt wird“.

Kommentatorin oder Tierpflegerin?

Und wenn es doch von heute auf morgen nicht mehr geht? Vielleicht wird sie als meinungsstarke Persönlichkeit ihre Expertise vor einem Fernsehpublikum weitergeben. Den Part als Sprachrohr, das sich für Frauenbelange auch über den Sport hinaus einsetzte, hat sie schon vor Jahren übernommen. Auftritte wie bei „Wetten, dass …“ nutzte sie auch dafür.

Ihr Vertrag beim VfL Wolfsburg läuft zum Saisonende aus. Bis zum Winter will sich die „Leitwölfin“ entscheiden, was sie ab Sommer macht. Irgendwann, das weiß sie schon heute, möchte sie wieder ein freies Wochenende haben: „Ich habe keine Lust mehr, so viel zu reisen.“ Ein zweites Betätigungsfeld könnte wieder die Tierpflege sein. In keiner Dokumentation fehlen die Bilder, wie sie nach ihrem Wechsel 2012 zum VfL Wolfsburg parallel die Ausbildung zur Zootierpflegerin absolvierte. Es war die Kapitänin Popp, die bei der WM 2023 in Australien in einem Leitfaden die Mitspielerinnen über Schlangen, Spinnen und Koalas aufklärte.

Bei jenem Turnier sollte sie hinten retten, in der Mitte die Fäden ziehen, vorne den Ball ins Tor wuchte. Das von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg entworfene „Alles auf Popp“-Prinzip konnte nicht gutgehen. Zum sportlichen Versagen gesellten sich atmosphärische Verstimmungen. Auch Popp ging auf Distanz zu ihrer Trainerin, die sie seit ihren Anfangszeiten beim FCR 2001 Duisburg kannte. Die Torjägerin hat dann als eine der Ersten dem DFB vorgeschlagen, noch einmal Horst Hrubesch zurückzuholen, der sie dann darauf festnagelte, zu den Olympischen Spielen zusammenzuhalten: „Wenn wir es beenden, dann zusammen.“

Seine Kapitänin hatte in Paris die Bronzemedaille noch gar nicht in den Händen, da flossen die Tränen in Sturzbächen. „Da war mir schon klar, dass es mein letztes Turnier ist.“ Hrubesch-Nachfolger Christian Wück konnte sie gar nicht mehr umstimmen. Popp teilte am 30. September mit: „Das Feuer, welches vor 18 Jahren in mir entfacht und von Jahr zu Jahr stärker wurde, ist nun fast ausgebrannt.“

Zumal ihr immer häufiger die Schattenseiten des Geschäfts zu schaffen machten. „Privatleben gibt es gefühlt nicht.“ Dass sie überall erkannt wird, hatte Popp zwar nicht gewollt, aber irgendwie doch gefördert. Etwa, als sie sich am Tag vor dem Endspiel 2022 einen Schnurrbart aufklebte, weil ein Satiremagazin gefordert hatte, sie solle als „Alexander Bopp“ auch zur Männer-WM fahren. Das Bild fehlte tags darauf in keiner Zeitung. Zuletzt war ihr der Trubel oft zu viel, aber der Auflauf zu ihrem Abschiedsspiel in der Heimstätte des nur noch in der Regionalliga spielenden MSV Duisburg macht sie stolz.

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