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Polizeiruf vom RBBKein Funke springt über

Pressefreiheit, Klimaschutz, Eifersucht. Im „Polizeiruf“ ist alles drin – und damit zu viel. Und dann ist die Auflösung auch noch absolut erwartbar.

Szenenbild aus dem Polizeiruf, Maciej Stuhr (li.) und Antje Traue Foto: Oliver Feist/rbb/ARD-Degeto/dpa

Berlin taz | Koinzidenzen sind mitunter schon ganz schön irre. Just in den Tagen, als der Prozess um den Mord am slowakischen Journalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten begonnen hat, und der gegen die Bombenattentäter läuft, die die Journalistin Daphne Caruana Galizia auf Malta umgebracht haben, inklusive Verwickelung auf höchster Regierungsebene, just dann also läuft ein Polizeiruf des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), der sich explizit auf diese Fälle bezieht.

Denn: Eine Journalistin ist im deutsch-polnischen Grenzgebiet mit dem Auto gegen einen Baum gefahren, die Radmuttern waren lose, Genickbruch, tot. Ihre investigativen Recherchen hatten sie in ein Geschwader aus Mauscheleien, Erpressung, Bestechung geführt. Beteiligte: ein Energieunternehmen, das im Naturschutzgebiet ein AKW bauen will; der Richter des Prozesses, den Umweltschutzverbände gerade gegen den Konzern führen; dazu die Gutachter, die der AKW-Bauer angeheuert hat; der Vater der Journalistin (Max Herbrechter), ebenfalls Journalist. Und die Ehefrau des Richters. Weil der ein Verhältnis mit der Reporterin hatte.

Und damit wäre in „Tod einer Journalistin“ thematisch alles doppelt und dreifach beisammen: die Eifersucht, die Bedrohung der Presse, der Klimawandel, dazu eine lange Liste an Verdächtigen. Was für ein explosives Potenzial, bringt man Pressefreiheit und Energiewirtschaft zusammen! Doch hier stieben nicht mal Funken. Drei Drehbuchautoren saßen am Stoff (Silja Clemens, Stephan Rick, Thorsten Wettcke), immer ein Indiz für Kuddelmuddel. Mit das Schlimmste: Die Auflösung ist entsprechend erwartbar – und privat motiviert, nicht politisch.

Da konnten weder Regisseur Stephan Rick, der schon mehrere Polizeirufe auf dem Buckel hat, noch die wie immer grandios unaufgeregten Hauptdar-stellenden Maria Simon und Lucas Gregorowicz nix mehr machen. Die selbst im Kleinen super sind. „Unvorstellbar, wie man nach Fukushima noch ein Atomkraftwerk bauen kann“, sagt KHK Olga Lenski (Simon) einmal – Kollege Adam Raczek (Gregorowicz) neben ihr am Steuer, wirft ihr nur einen kurzen Blick zu: „Wäre Ihnen Kohle lieber?“.

Der Film

Frankfurt Oder-„Polizeiruf 110“: „Tod einer Journalistin“, So., 29.12., 20.15 Uhr, ARD

Weil der binationale Polizeiruf einem eine perfekte Rampe baut, hier wenigstens die Jahresstatistik von Reporter ohne Grenzen: 49 Medienschaffende wurden weltweit getötet. 389 sitzen im Gefängnis. 57 sind derzeit entführt. Allein dafür, das noch einmal öffentlich festzuhalten, hat sich die Folge gelohnt.

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3 Kommentare

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  • Einer der ödesten Polizeirufe ever. Und Fukushima wieder mal mit im Nord-Polnischen Flachland zu bauenden Kernkraftwerken in Verbindung zu bringen... Naja.

  • Über die Feiertagen waren in den ÖR mind. vier mal/Abend Tatort, Polizeiruf usw. im Program. Das waren wieder schöne Weihnachten !!!

  • "Da konnten weder Regisseur Stephan Rick (...) noch (...) Maria Simon und Lucas Gregorowicz nix mehr machen."



    Also konnten sie noch etwas machen? Wenn man nur wüsste, was?