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Polizei tappt im Dunkeln

■ Privaten und politische Anschläge?

Fast täglich gibt neue Meldungen von Brandanschlägen auf türkische Einrichtungen, über 90 sind es inzwischen - und kein „Bekennerbrief“ gibt einen Hinweis darauf, was das soll. Kaum ein eindeutig Tatverdächtiger ist verhaftet worden, so daß es auch darauf wenig Hinweise gibt.

„Ich staune auch“, bekennt der Bremer Verfassungsschutz-Chef Wilhelm. Auch die Verfassungsschützer haben keine deutlicheren Hinweise auf Täter und Motive. Einzelne Verhaftungen verweisen auf die PKK, die Strategie gegen den Tourismus paßt auch zu den Anschlägen auf Reisebüros. Aber ganz neu sind Brandsätze auf Moscheen. Unklar ist, ob die Auseinandersetzungen mit den Aleviten Rückwirkungen in Deutschland haben und den Hintergrund für die Angriffe auf - meist fundamentalistischen - Gotteshäuser bilden. Daß die Anschläge alle in einem organisierten Zusammenhang stehen, hält Wilhelm für unwahrscheinlich.

Für die Bremer Anschläge, sagt Polizeichef Lohse, sieht die Erkenntnislage ähnlich schlecht und differenziert aus. Die Brandanschläge vor einigen Wochen auf türkische Geschäfte hätten „eindeutig einen anderen Zusammenhang“ als die politischen Auseinandersetzungen, „eindeutig nicht die PKK“ sei dafür verantwortlich.

Nicht so eindeutig ist das aber für die Angriffe auf den Vatan-Sportverein. Ende November waren zwei Tatverdächtige Kurden festgenommen worden, die wegen unsachgemäßer Behandlung der Beweismittel freigelassen werden mußten. Der neue Anschlag stehe „offensichtlich“ mit dem alten in Zusammenhang: Die Täter müssen „Insider“ gewesen und gewußt haben, daß die Neueröffnung bevorstand, sagt Lohse. Es scheint sich um gezielte Aktionen gegen diesen Verein zu handeln, der als Treffpunkt rechter Türken gilt. K.W.

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