Polizei klärt Kneipen-Attacke auf: Anschlag auf Neonazis war unpolitisch
Der Anschlag auf ein rechtes Szenelokal am ersten Oktoberwochenende wurde nicht von Linken verübt. Die Polizei spricht von "persönlichem Racheakt". Zwei Festgenommene in U-Haft.

Furcht vor Krawall bei rechten Protesten am Samstagmittag: Alexanderplatz in Berlin. Bild: ap
BERLIN taz | Der Brandanschlag auf die als Nazi-Treffpunkt bekannte Kneipe „Zum Henker“ hatte offenbar keinen politischen Hintergrund. Tatverdächtig sind laut Polizei vielmehr sieben deutsche Männer, die zuvor Streit mit Gästen des Lokals hatten, weil ihnen der Zutritt verweigert wurde. Im Zuge der Ermittlungen seien am Freitagabend sechs Objekte in Berlin und Königs-Wusterhausen durchsucht worden. Den 20 bis 42 Jahre alten Tatverdächtigen werde nun der Brandanschlag sowie versuchter Mord zur Last gelegt.
In der Nacht zu Sonntag war es zu einem folgenschweren Anschlag auf die Gaststätte in Berlin-Niederschöneweide gekommen. Zunächst hatte ein Maskierter gegen 2.20 Uhr zwei Molotow-Cocktails auf die mit 40 Gästen aus der rechten Szene gut besuchte Kneipe geworfen. Als diese herausstürmten, um die Täter zu stellen, wurde einer der Rechten vom Fluchtfahrzeuge überfahren und lebensgefährlich verletzt.
Dieser Mann muss laut Polizei weiterhin intensivmedizinisch betreut werden. Zwei weitere Kneipengäste wurden leicht verletzt. Die Täter konnten unerkannt mit einem Audi A6 entkommen. Die Polizei hatte erst am Donnerstag einen Steckbrief des Fluchtfahrzeugs veröffentlicht.
Neonazis hatten von Anfang an linksextreme Antifas für den Anschlag verantwortlich gemacht. An diesem Samstag demonstrierten etwa 750 am Berliner Alexanderplatz gegen die angebliche "linksextremistische Gewalt".
In Internetforen war allerdings auch diskutiert worden, ob der Hintergrund des Anschlags ein Streit zwischen Neonazis und Rockergruppen gewesen sein könnte. Der Polizei zufolge ist beides nicht der Fall.
„Keiner der Tatverdächtigen handelte aus politischer Motivation. Die Männer sind weder der rechten noch der linken Szene zuzuordnen“, heißt es in einer am Abend von der Polizei Berlin verbreiteten Erklärung. Nach gegenwärtigen Erkenntnissen hätten die Tatverdächtigen aus Rache gehandelt, da sie am 26. September mit Gästen des Lokals in Streit gerieten. „Ihnen wurde der Zutritt verweigert, sie wurden angegriffen und dabei verletzt“, heißt es weiter.
"Wir sind von Anfang an davon ausgegangen, dass es keine Linken waren, die den Anschlag verübt haben", sagt Tim Laumeyer von der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB). Erleichtert sei er trotzdem nicht. "Froh sein können wir erst, wenn die Nazis mit ihrer Propaganda aufhören, dass es Linke gewesen seien." Derzeit werde geprüft, ob Betroffene, deren Namen auf der Neonazi-Demo vorgelesen wurden, Strafantrag stellen.
Nach Angaben der Polizei werde weiterhin "mit Hochdruck" ermittelt. Ein Sprecher teilte mit, dass zwei der Festgenommenen mittlerweile in Untersuchungshaft sitzen. Die fünf weiteren sind zunächst wieder auf freiem Fuß.
Leser*innenkommentare
Lars
Gast
Dahphne 86, fühlst Du Dich etwa missverstanden in Deinem natürlichen Patriotismus?
Reginald
Gast
Na, was für ein Zufall.
Während bei Angriffen auf linke oder Ausländer natürlich immer ein Nazihintergrund besteht.
joho
Gast
wenns einemal bei den nazis kracht, schon fangen sie an zu heulen. da hat es wohl ein paar "anständigen deutschen" kräfitg gestunken. aber so ist mit diesen typen, wenns mal knallt und sie nicht mindestens 10 zu eins überlegen sind, dann fangen sie an zu heulen. das war schon bei mir in der schule so. mfg joho
Dahphne 86
Gast
Und viele behaupten das die Rechten radikal sind.
Linke sind brutaler, reisen Infostände um usw. Ich bin so sauer das den Rechten schlimme Dinge unterstellt wird, ich weiß aber auch das einige Rechte nicht gerade Engel sind aber man sollte nicht alle in einen Topf stecken, ich meine es sind nicht alle gleich.
Jen
Gast
interessant, wie schnell die polizei bei unpolitischen angriffen auf nazis reagiert, während rassistische morde und gewalttaten an Schwarzen Menschen und Menschen of Color ewig nicht verhandelt werden, obwohl die täter und deren faschistische, rassistische motivation völlig klar sind.
auch interessant, warum die rechtsextreme szene immer häufiger nur als "rechte" oder "rechts" betitelt wird, während linke als "extremistisch" und "radikal" bezeichnet werden. da klingen die regelmäßigen angreifer und totschläger richtig harmlos und jene, die sich dagegen positionieren gemeingefährlich.
Joachin D.
Gast
Keine politischen Motive? Das ist nur wirklich nicht glaubwürdig. Unter umgekehrten Vorzeichen wäre eine solche Aussage undenkbar. Berliner Verhältnisse halt... das tut einem Rechtsstaat nicht gut.
Hatem
Gast
Gut, dass die Polizei den Anschlag so schnell aufgeklärt hat!
Das nimmt Zündstoff aus der Demo.
vic
Gast
...womit der Nazi Demo die Grundlage entzogen wäre...
Sollen sie doch gegen Fluchtfahrzeuge demonstrieren.