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Polizei erschießt 22-jährigen in FrankreichSchwere Krawalle in Nantes

Ein Polizist erschießt bei einer Fahrzeugkontrolle einen jungen Mann. Daraufhin beginnen in der französischen Stadt Nantes schwere Ausschreitungen.

Bei den Ausschreitungen in Nantes waren rund 200 Polizisten im Einsatz Foto: afp/Sebastien Salom Gomis

Nantes dpa| Aus Empörung über den Tod eines 22-Jährigen bei einer Polizeikontrolle ist es in der französischen Stadt Nantes zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. Ein Polizist hatte auf den jungen Autofahrer geschossen und ihn tödlich verletzt – nach Darstellung der Polizei, weil er einen Beamten angefahren hatte.

Rund 30 Autos und mehrere Geschäfte wurden in der Nacht zum Mittwoch angezündet, wie die Präfektur von Nantes mitteilte. „Die Schäden sind erheblich“, sagte Präfektin Nicole Klein dem Sender BFMTV. Mehrere Viertel der Stadt in der Nähe der Atlantikküste waren von den Krawallen betroffen. Innenminister Gérard Collomb verurteilte „die Gewalttaten und die inakzeptablen Zerstörungen“ und rief zur Ruhe auf, wie sein Ministerium mitteilte.

Die dramatischen Ereignisse wecken Erinnerungen an die Banlieue-Unruhen von 2005. Damals hatten sich zwei Jugendliche auf der Flucht vor der Polizei in einem Transformatorenhäuschen in Lebensgefahr gebracht und einen tödlichen Stromschlag erlitten – der Unfall war Auslöser für wochenlange Jugendrevolten in Vorstädten.

Minister Collomb versprach nun „alle notwendigen Mittel“, um „die Situation zu beruhigen und jedem neuen Zwischenfall vorzubeugen“. Es sei an der Justiz, die Umstände aufzuklären, die zum Tod des Autofahrers geführt hätten.

Nach Angaben des örtlichen Polizeifunktionärs Jean-Christophe Bertrand hatten Bereitschaftspolizisten den jungen Mann bei einer Kontrolle aufgefordert, sein Auto zu parken und mit zur Polizeistation zu kommen. Doch der Fahrer habe zurückgesetzt, „um sich der Kontrolle zu entziehen“. Dabei sei ein Polizist am Knie getroffen worden, woraufhin ein Kollege das Feuer eröffnet habe. Der Fahrer sei später im Krankenhaus gestorben. Mehrere französische Medien zitierten allerdings angebliche Augenzeugen, die der Version der Polizei widersprachen.

Die Nachricht von dem Polizeieinsatz erregte übereinstimmenden Medienberichten zufolge den Zorn zahlreicher Bewohner des Viertels

Gegen den aus der Region Paris stammenden jungen Mann lag ein Haftbefehl vor, wie Staatsanwalt Pierre Sennès der französischen Nachrichtenagentur AFP sagte. Er sei wegen bandenmäßigen Diebstahls, Hehlerei und krimineller Vereinigung gesucht worden.

Die Nachricht von dem Polizeieinsatz erregte übereinstimmenden Medienberichten zufolge den Zorn zahlreicher Bewohner des Viertels. Manche Jugendliche hätten gesagt, dass sie sich rächen wollten, berichtete der Sender France Bleu Loire Océan. Nach Angaben der Regionalzeitung „Ouest-France“ warfen junge Leute Brandsätze auf Polizisten. Die Sicherheitskräfte setzten demnach Tränengas ein.

Die Bürgermeisterin von Nantes, Johanna Rolland, rief die Bewohner der westfranzösischen Stadt zur Ruhe auf. Die Justiz müsse in „vollkommener Unabhängigkeit“ aufklären, was passiert sei. Bis zum frühen Mittwochmorgen hatte sich die Lage nach Angaben der Präfektin wieder beruhigt.

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2 Kommentare

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  • Integration?



    ...

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Es handelt sich bei diesen Krawallen weder um soziale Revolten noch um Rassenaufstände, sondern von den örtlichen Bandenchefs organisierte Pseudeaufstände als Ablekungsmanöver, damit die Geschäfte nicht unterbrochen werden. Klar wenn ein 22jähriger mit einem funkelnagelneuen Porsche Cayenne durch die Gegend fährt in einem Viertel, wo die Hälfte von seinen Altersgenossen arbeitslos sind und von der Stütze leben, erregt das Aufsehen.