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Polizei am Tod mitschuldig

■ Die koreanische Studentin Kyung-Lim Lee hätte nicht Opfer eines Verbrechens werden müssen

Berlin (taz) — Eine junge Koreanerin könnte noch leben, wenn Berliner Polizeibeamte nicht so viele Fehler gemacht hätten. Das hat Polizeipräsident Schertz in einem jetzt bekanntgewordenen Bericht an Innensenator Heckelmann bestätigt.

Die Studentin Kyung-Lim Lee war am 15. 0ktober letzten Jahres gegen Mitternacht in einer Grünanlage nahe einer kirchlichen Hochschule im Süden Berlins vergewaltigt und schwer verletzt worden. Danach lag sie über sechs Stunden bei einer Durchschnittstemperatur von acht Grad im Park, bis sie von einer Passantin gefunden wurde. Für Kyung-Lim Lee kam jede Hilfe zu spät. Als Todesursache wurde neben den schweren Kopfverletzungen „eine finale Unterkühlung“ festgestellt.

Wahrscheinlich hätte die Tat verhindert beziehungsweise Kyung- Lim Lee zumindest gerettet werden können, wenn die Polizei sofort tätig geworden wäre, als sie von der versuchten Vergewaltigung zweier anderer Studentinnen am selben Abend auf dem Gelände der kirchlichen Hochschule Mitteilung bekam. Die beiden Studentinnen waren kurz nacheinander im selben Park etwa gegen 21.07 Uhr und 21.20 Uhr nacheinander überfallen worden, hatten dem Täter aber entkommen können. Die Polizei wurde via Notruf um 21.29 Uhr in der Funkbetriebszentrale informiert. Der Beamte am Telefon reagierte jedoch äußerst barsch und unterließ es, den zuständigen Polizeiabschnitt 44 zu informieren, der sofort eine Funkstreife zur Durchsuchung des Parks hätte abkommandieren müssen.

Gegen 23.07 wurde die Funkbetriebzentrale erneut benachrichtigt, diesmal von einer Funkstreife des Polizeiabschnitts 45, die im Krankenhaus die Aussagen der beiden Frauen aufgenommen hatte. Der zuständige Abschnitt 44 wurde wieder nicht informiert, dafür aber kurz nach Mitternacht der diensthabende Oberkommissar des Kripo-Lagedienstes. Auch dieser unterließ es, Beamte zur Spurensicherung zum Tatort zu schicken. Als Kyung-Lim Lee gegen 6.30 Uhr von der Passantin gefunden wurde, war alles zu spät.

Gegen drei Beamte der Funkzentrale und der Streife sowie gegen den Oberkommissar wurden inzwischen ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung durch Unterlassen und Strafvereitelung im Amt sowie diziplinarische Vorermittlungen eingeleitet. Als mutmaßlicher Täter wurde der 26jährige amerikanische Soldat Derrick A. festgenommen. plu

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