Politische Morde auf den Philippinen: Ex-Polizist belastet den Präsidenten
Im philippinischen Senat hat ein ehemaliger Polizist Präsident Duterte mit 200 Morden in Verbindung gebracht. Dessen Sprecher dementierte umgehend.
Der Senat hatte im vergangenen Jahr Ermittlungen wegen Vorwürfen der außergerichtlichen Tötung mutmaßlicher Drogenkrimineller seit Ende der 1980er Jahre mit Wissen oder im Auftrag von Duterte eingeleitet. Einer der mutmaßlichen damaligen Schützen war an die Öffentlichkeit gegangen und hatte auch Lascañas beschuldigt.
Laut der Tageszeitung Philippine Star zog Lascañas auch einen Vergleich zu den derzeitigen außergerichtlichen Tötungen in Dutertes sogenanntem „Anti-Drogen-Krieg“. Viele Merkmale seien den Morden aus den 1980er Jahren ähnlich. Die Täter würden oft auf Motorrädern fahren und ihre Opfer in den Kopf schießen. Die Opfer seien mit Paketband gefesselt worden und hätten Pappschilder, die sie als „Kriminelle“ betitelten. In den Händen mancher Opfer seien Waffen platziert worden, um den Anschein zu erzeugen, sie hätten Widerstand geleistet. Im Dezember hatte Duterte selbst gesagt, man solle unbewaffneten Verdächtigen Waffen geben – offenbar um ihre Tötung zu rechtfertigen.
Menschenrechtler werfen Polizisten und Todesschwadronen vor, im Auftrag auch höchster Regierungskreise seit vergangenem Jahr Tausende Menschen getötet zu haben. Seit dem Amtsantritt Dutertes im Sommer 2016 habe es mehr als 7.000 Morde gegeben, davon mindestens 2.500 durch Polizeibeamte. Opfer waren bislang vor allem arme Slumbewohner.
Dutertes Sprecher Ernesto Abella wies Lascañas' Beschuldigungen zurück und bezeichnete Lascañas Zeugenaussage als „erfunden und inakzeptabel“. Anhänger der Regierung im Senat konfrontierten den Ex-Polizisten mit einer Aussage von 2016, als er bestritten hatte, dass Duterte als Bürgermeister die Tötung von Drogenverdächtigen angeordnet habe. Lascañas hatte damals ausgesagt, es habe keine „Todesschwadron Davao“ gegeben.
Nun erklärte Lascañas, er habe im vergangenen Jahr gelogen, weil er um die Sicherheit seiner Familie gefürchtet habe. In seiner Aussage unter Eid am Montag begründete er seine Kehrtwende damit, dass ihn sein Gewissen belastet habe. Er habe von der direkten Beteiligung Dutertes an einigen der Tötungen gewusst.
Am Montag nahm die philippinische Polizei nach einem Monat Pause, den „Anti-Drogen-Krieg“ wieder auf. Die Kampagne solle aber möglichst ohne Blutvergießen fortgeführt werden, erklärte die Polizei. Er bezog sich damit auf heftige Kritik, wonach Beamte an außergerichtlichen Tötungen, Entführungen und Erpressungen beteiligt gewesen waren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen