: Politisch korrekter Afro Bloco
■ 20 Jahre schwarzes Bewusstsein: Olodum in der Fabrik
Ihr Name stammt von „olodumare“ und bezeichnet die höchste der afro-brasilianischen Gottheiten. 1979 als Kultur- und Karnevalsvereinigung gegründet, ist die Gruppe Olodum in Salvador de Bahia zuhause, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates im Nordosten Brasiliens. Olodum gehörten zu den „Blocos Afro“, die Anfang der 80er-Jahre in Bahia entstanden und die afrikanische Kultur und Geschichte thematisieren, die in Brasilien jahrhundertelang unterdrückt und verschwiegen wurde.
Die Band hat mit ihren fassgroßen Surdo-Trommeln und „repi-ques“ genannten Snare-Drums einen eigenen Trommelrhythmus kreiert, der hierzulande als Samba-Reggae bezeichnet wird. Ihre Musik enthält zwar Samba- und Reggae-Anteile – nicht umsonst spielt Reggae-Ikone Jimmy Cliff oft mit der Gruppe zusammen –, die MusikerInnen selbst sprechen von einer Musik der Altstadtviertel Salvador de Bahias, Maciel und Pelourinho, der Candomblé-Religion, der „orixás“ genannten Gottheiten – und des schwarzen Widerstands. Denn Olodum ist nicht einfach nur eine musikalische Erscheinung, die Band versteht sich als Teil einer politischen Bewegung, die sich für die Rechte der schwarzen Bevölkerungsmehrheit in Bahia einsetzt. Als Grupo Cultural Olodum haben sie in ihrer Heimat eine „Kreative Schule“ aufgebaut, in der Kinder und Jugendliche die brasilianische und afrikanische Geschichte aus schwarzer Sicht erfahren und in Tanz und Musik ausgebildet werden. Als Nichtregierungsorganisation erhält die Gruppe inzwischen Zuwendungen aus dem In- und Ausland für ihre Projekte. Dazu kommen nicht unerhebliche Einnahmen aus dem Musikbetrieb – Olodum haben in 20 Jahren zehn Alben veröffentlicht und gehören zu den populärsten Gruppen Brasiliens. Paul Simon spannte sie 1991 auf Rhythm of the Saints und in dem dazugehörigen Videoclip „The Obvious Child“ ein, und seitdem sind Olodum fast jedes Jahr auf Welttournee. In Hamburg haben die Brasilianer deutliche Spuren hinterlassen: Der Groove von Olodum hat die hiesige Sambagruppe Quinta Feira massiv beeinflusst. Musikalisch haben sich Olodum in den letzten Jahren immer mehr in Richtung Pop, Reggae und Latin orientiert: Keyboard, Bass und Gebläse machen der Rhythmus-Fraktion zunehmend die Führungsrolle streitig. Heute Abend werden sie unter anderem mit acht Trommlern und zwei Sängern auflaufen und ein Potpourri aus ihren Hits der vergangenen zwei Jahrzehnte präsentieren. Dem Publikum steht ein bewegender Abend ins Haus.
Sven Tietgen
heute, 21 Uhr, Fabrik
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