Podcast „Rammstein – Row Zero“: Gegen das Vergessen
Der Podcast „Rammstein – Row Zero“ arbeitet die Vorwürfe gegen Till Lindemann auf. Verstörend sind nicht nur die Erzählungen der interviewten Frauen.
Gut ein Jahr ist vergangen, seitdem die Vorwürfe zahlreicher Frauen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann erstmals öffentlich wurden. Laut Schilderungen der Frauen kam es im Umfeld der Band jahrzehntelang zu Machtmissbrauch und Sex. Der Podcast „Rammstein – Row Zero“ vom NDR und von der Süddeutschen Zeitung widmet sich in den vier bisher erschienenen Folgen der persönlichen Perspektive betroffener Frauen und stellt das System „Row Zero“ detailliert dar.
„Rammstein–Row Zero“, abrufbar in der ARD-Audiothek
Auch wenn der Podcast keine gänzlich neuen Erkenntnisse hervorbringt – schließlich wurde die Causa Rammstein in deutschen Medien bereits rauf und runter debattiert – macht er die Geschichten der jungen Frauen erleb- und fühlbar. Leichte Kost ist der Podcast nicht, denn was die Frauen erzählen, ist auch nach einem Jahr voller Berichterstattung über Rammstein schockierend.
Zuhören lohnt sich aber. Denn während die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren gegen Lindemann wegen des Verdachts auf Sexual- und Drogendelikte im August letzten Jahres einstellte und die Band weiter unbehelligt durch ausverkaufte Stadien in Europa tourt, drohen die Geschichten der betroffenen Frauen in Vergessenheit zu geraten. Bewegend erzählen die Frauen im Podcast, wie sie die Band einst vergötterten und schließlich Opfer eines Systems wurden, das den Kult rund um Rammstein mutmaßlich ausnutzte, um sexuellen Bedürfnisse des Sängers Lindemann zu erfüllen.
Verstörend sind dabei nicht nur die Erzählungen der Frauen, sondern auch Interviewmitschnitte, Songtexte und Gedichte der Bandmitglieder, die im Podcast vorkommen. Während Lindemann in seinen Gedichtbänden von sexuellem Missbrauch schwärmt und Keyboarder „Flake“ in Interviews erzählt, wie er nur mit Frauen Sex hat, wenn sie sturzbetrunken sind, berichten die Betroffenen von den Folgen des mutmaßlichen Machtmissbrauchs. Diese Gegenüberstellung ist schmerzhaft und doch hörenswert.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Treffen in Riad
Russland und USA beschnuppern sich vorsichtig