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Plebiszit also? Masse statt Klasse?

betr.: „Der Philosoph und der Kardinal“, taz vom 7. 10. 99

So scheinbar einleuchtend der Vergleich zwischen den institutionellen Vordenkern und -betern Philosoph und Kardinal, so erstaunlich niedrig die Wäscheleine mit dem Denkergebnis des Autors. Sein Fazit: Man möge – es ist die Rede von der Gentechnik und ihren denkbaren Auswirkungen und Konsequenzen! – „die Frauen entscheiden (lassen) und ein bisschen die Männer. Sie können im Einzelfall irren. Die ganze Menschheit zu entmündigen vermögen sie aber nicht.“

Plebiszit also? Masse statt Klasse? Welches ist die meistgelesene Zeitung in Deutschland? Eben. Und welches der mit Abstand größte Verein? Eben. Der stille Beifall des „genmilitanten“ Komplexes ist Herrn Ambrosino gewiss, er ist der „nützliche Idiot“ per se. Er unterschreibt den Satz „Nachfrage hat bislang noch alles geregelt“. Wenn in 20 Jahren – ungehinderte Ausbreitung des Ideengutes vorausgesetzt – die ersten Gen-Beratungsstellen im Supermarkt ihre dezenten Stände aufgebaut haben (Motto: „Wir wollen ein Kind!“) und unverhofft mit der katholischen Mütterberatung um die Kundinnen buhlen, dann spätestens wird wohl auch Herr Ambrosino sagen: „So habe ich mir das nicht vorgestellt.“

Lassen wir also Herrn Sloterdijk öffentlich und nachvollziehbar nachdenken. Herr Ambrosinos Beitrag zeigt, wie wichtig dies ist.

Georg Afanasjew, Reutlingen

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