Planung einer Stadt: Oldenburg wird riesig
Auf dem Gelände eines ehemaligen Fliegerhorsts entsteht in Oldenburg bis 2030 ein neuer Stadtteil. Der wird größer sein als die Hamburger Hafencity.
In die Erschließung und die Vorarbeiten investiert Oldenburg einen zweistelligen Millionenbetrag – und befragt die Bürger. In einem Beteiligungsverfahren, entwickelt vom Oldenburger Institut für Partizipatives Gestalten (IPG), konnten die ihre Vorschläge einreichen.
In der ersten Phase im Frühjahr reichten die Bürger per Post und via Internet mehr als 1.300 Ideen ein. Darauf folgte Anfang Juni eine fünftägige Stadtwerkstatt auf dem Fliegerhorst-Gelände. Wissenschaftler, Verbandsvertreter und andere Experten waren eingeladen. Auch Kinder, Jugendliche und zufällig ausgewählte Bürger nahmen teil. Es kamen rund 180 Menschen.
Sie beschäftigten sich in Workshops mit Wohnen und Leben, Wirtschaft, Verkehr und Energie, Kultur und Freizeit sowie Naturschutz im künftigen Stadtteil. Herausgekommen ist ein Bericht, der im August veröffentlicht werden soll.
Die Oldenburger stellen sich ein grünes Viertel vor, in dem Menschen verschiedenen Alters und unterschiedlicher Nationen zusammenleben. Vor allem die Jugendlichen wünschen sich Flächen, die jeder nutzen kann. Auch alternatives Wohnen ist gewünscht.
Besonders wichtig ist den Oldenburgern Nachhaltigkeit. Das habe sich auch in der Stadtwerkstatt gezeigt, sagt Sascha Rohr, Geschäftsführer des IPG: „Von Anfang an war klar, dass es darum geht, wie in Oldenburg in Zukunft gelebt wird.“
Geht es nach den Workshop-Teilnehmern, ist das eine Zukunft ohne Autos oder zumindest eine mit neuen Formen der Mobilität. Der neue Stadtteil solle mit grüner Energie gespeist werden, sich vielleicht sogar autark mit Energie versorgen. Und es solle sich nachhaltige Wirtschaft ansiedeln. „Der Fliegerhorst könnte Technologiestandort sein, aber auch ein Ort für die kreative Gründerszene“, sagt Rohr.
Das klingt alles gut. Und allgemein. Genauso ist es gewollt. „Zum jetzigen Zeitpunkt braucht es große, klare Linien, an denen sich Planer, Verwalter und Politik orientieren können“, sagt Rohr. Ein Katalog mit einzelnen Wünschen sei schwer erfüllbar und schüre falsche Erwartungen.
„Deshalb haben wir die Bürger auch nicht vor ein weißes Stück Papier gesetzt, sondern von Anfang an über die Bedingungen des Projekts informiert“, ergänzt Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD). So gebe es vertragliche Vorgaben vom Bund, Zonen mit vorgeschriebener Nutzung und Altlasten durch Kampfmittel, die berücksichtigt werden müssten. „Jeder soll mit dem Prozess leben können, nicht mit allen Details“, sagt Krogmann.
Trotzdem werden diejenigen, die sich beteiligt haben, die eigenen Vorschläge wiederfinden wollen. Und, das hat die Stadtwerkstatt ergeben, sie wollen auch weiterhin an der Planung beteiligt werden. Einige wünschten sich sogar ein eigenes Gremium. „Wir führen die Beteiligung weiter, aber ohne ein Gremium“, sagt Krogmann. „Da wäre nur wieder die Frage, wer drin sitzt oder wie es gewählt wird.“
Erst mal dienen die Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens nun als Orientierung für Planer und Stadtrat. Das Planungsbüro KSV aus Berlin erstellt gerade einen Masterplan. Der Stadtrat wird voraussichtlich noch vor seiner Sommerpause 2016 darüber abstimmen. Erste Baumaßnahmen könnte es, geht es nach Bürgermeister Krogmann, noch in diesem Jahrzehnt geben.
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