Planspiel zu Klimakonferenz in Berlin: Die theoretischen Optimisten
Woran scheitern Klimakonferenzen? 33 junge Experten aus aller Welt haben eine UN-Konferenz in Berlin simuliert. Sie schlüpften in die Rollen der realen Akteure.
Müde sind sie – und erschöpft. Die simulierte Klimaverhandlung in Berlin, die scheinbar unendlichen Diskussionen über jedes Wort und jede Zahl haben die 33 Teilnehmenden aus aller Welt gezeichnet. Darunter Studenten, Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen oder Lehrer, die sich im Bereich Klima engagieren. Zwei Tage lang haben die jungen Nachwuchskräfte alles gegeben, um die Verhandlung über die CO2-Reduzierung erfolgreich zu beenden und einen gemeinsamen Vertrag zu ratifizieren.
Lange hat es gedauert, bis die Mitglieder aus Algerien, Bangladesch, Bolivien, Brasilien, Burkina Faso, China, der EU, Indien, Japan, Südafrika und den USA überhaupt einen Schritt aufeinander zugingen. Erst abseits des offiziellen Verhandlungstisches, in informellen Gesprächen, kam schließlich Bewegung in die Verhandlung.
„Dass die informellen Gespräche eine so große Bedeutung eingenommen haben, ist durchaus sehr realistisch“, sagt Björn Warkalla von „planpolitik“, der das Planspiel mit seinem Kollegen Simon Raiser entwickelt hat. Auch dass die Europäische Union als Vermittler auftrat, entspreche der Realität. „Die Ergebnisse hingegen sind optimistischer als bei den echten Verhandlungen“, meint Warkalla, „China etwa hätte sich nicht auf eine absolute CO2-Reduzierung von 30 Prozent eingelassen“.
Veranstaltet wird die internationale Jugendkonferenz, in der neben dem Planspiel auch Gespräche mit Experten aus dem Bereich der internationalen Klimapolitik stattfanden, von der Friedrich-Ebert-Stiftung und deren Auslandsbüros. „Während des Planspiels schlüpften die Teilnehmer in Rollen, in denen sie sich von ihren eigenen politischen Positionen entfernen müssen“, so Rebecca Demars vom Forum Jugend und Politik in Bonn.
In der Rolle des chinesischen Premiers
So schlüpfte der US-Amerikaner Sebastian Ehreiser in die Rolle des chinesischen Premierministers Wen Jiabao. Obwohl China eine andere klimapolitische Strategie verfolge als sein Heimatland, habe der 27-Jährige schnell in seine Rolle gefunden. „Denn beide Staaten spielen als Global Player eine entscheidende Rolle in den Verhandlungen“, so Ehreiser.
Anderen Teilnehmern ist der Rollenwechsel schwerer gefallen. Alejandra Granados Solis etwa, obwohl die Costa-Ricanerin schon viel Erfahrung mitbrachte und in Zukunft in das Delegationsteam ihres Landes für die realen Verhandlungen aufgenommen werden soll. In Berlin hingegen musste sie für die Interessen Indiens kämpfen. „Die Ideen Costa Ricas sind ganz anders als die Indiens“, sagte sie.
Zwei Monate lang hatte sie sich auf ihre Rolle des indischen Ministerpräsidenten Manmohan Singh vorbereitet, Statements von ihm herausgesucht und viel über Indien gelesen. „Ich wollte sein Denken so gut wie möglich nachvollziehen“, so die 29-Jährige. Auch Sophia Regge aus Köln fiel es schwer, „die eigenen Denkmuster hinter sich zu lassen und sich in ganz andere zu begeben“, sagt die Politikwissenschaftlerin, die die unterschiedlichen Mentalitäten der Teilnehmer schätzen gelernt hat.
„Auch dadurch bekommt man einen Eindruck davon, wie schwierig es ist, sich zu einigen. Und dabei waren beim Planspiel nur 11 Länder dabei“, sagt Regge. Real sind es 195. Bis Freitag formulieren die Teilnehmer eigene Ideen zur Klimapolitik in einer Young Agenda, mit denen sie die Klimadiplomaten in Doha im November an ihre Verantwortung für die junge Generation erinnern wollen.
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