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Plagiierender Vattenfall-ManagerDer neue Titelhandel

Bernd Kramer
Kommentar von Bernd Kramer

Das Promotionswesen hat systematische Schwachstellen. Wenn Geld ins Spiel kommt, werden sie besonders gut sichtbar.

E s sind nicht nur die verschwiegenen Ghostwriter oder die schmierigen Promotionsberater, die eitle Karrieristen über ausländische Scheinuniversitäten mit dem gewünschten Titel versorgen.

Inzwischen unterminieren auch die Hochschulen fleißig den Wert der Promotion hierzulande: Auch ihre Abhängigkeit von privatem Geld lässt sie anfällig werden für zwielichtige Doktorarbeiten. Das legt der Fall aus Cottbus nahe, wo ein Manager des Energiekonzerns Vattenfall mit wohl eher dürftigen Leistungen den Titel bekam. Dasselbe Unternehmen finanziert die Forschungen der Hochschule.

Es hat sich herumgesprochen: Das Promotionswesen hat Schwachstellen, die Interessenkonflikte geradezu heraufbeschwören, vor allem dann, wenn Geld ins Spiel kommt. Die Betreuung und Bewertung einer Promotion liegen oft in der Hand desselben Professors.

Bernd Kramer

ist Bildungsredakteur der taz.

Eine Universität, die etwa mit dem Unternehmen ihres prominenten Doktoranden geschäftlich oder sonst wie verbändelt ist, sollte die Benotung einer Dissertation von vornherein besser einem unabhängigen Gutachter von außen überlassen – oder das Ansinnen des Titelhungrigen zurückweisen. Es bräuchte endlich Standards für solche Fälle. Leider halten viele Hochschulen es bisher nicht einmal für nötig nachzuhalten, wer überhaupt bei ihnen promoviert.

Diese Nachlässigkeiten kommen der Titelgeilheit der Wirtschaftselite entgegen. Viele Konzernlenker meinen, auf die zwei Buchstaben vor dem Namen nicht verzichten zu können – obwohl diese nichts über ihr Können im Job aussagen, sondern allenfalls über die Forscherqualitäten.

Man muss diesen Narzissmus nicht hofieren, indem man jeden Promovierten sachgrundlos als Doktor anredet. Es braucht endlich mehr Alltagsignoranz gegenüber Titeln – und mehr Wachsamkeit bei den Universitäten.

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Bernd Kramer
Inlandsredakteur
Jahrgang 1984, hat VWL, Politik und Soziologie studiert und die Kölner Journalistenschule besucht. Seit 2012 bei der taz im Inlandsressort und dort zuständig für Schul- und Hochschulthemen.
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2 Kommentare

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  • SI
    Stefan Ivo

    Nach dem - mindestens - vierten einschlägigen Artikel wissen jetzt alle, dass die TAZ den Fall Dähnert kennt.

     

    Um den Vorwurf zu begründen, das sei irgendwie eine neue Tendenz oder gar repräsentativ für Deutschlands 142 promotionsberechtigte Hochschulen, sollten vielleicht noch ein paar mehr Einzelfälle dieser Art aufgetrieben werden können.

  • H
    Honorarkonsul

    Was ist schon ein Doktor?

    Da muss geschwind ein Prof. davor,

    Googlei - eins, zwei, drei

    Prof. Dr. Dähnert ist dabei.