Pläne für den Görlitzer Park: Übersichtliche Umfriedung
Der Zaun um den „Görli“ kommt im Sommer – bleibt aber offenbar wohldosiert. 31 Millionen Euro kostet das Gesamtpaket baulicher und sozialer Maßnahmen.
Friedrichshain-Kreuzberg hält bekanntermaßen nichts von den Plänen, der stark angewachsenen Drogenproblematik im Park mit nächtlichen Schließungen entgegenzutreten: BVV und Bezirksamt erwarten lediglich eine Verlagerung in die umliegenden Straßen. Wie die taz erfuhr, bekam Bürgermeisterin Clara Herrmann am Dienstag die schriftliche Aufforderung zur Stellungnahme – mit Frist bis Donnerstag. Ein halbes Jahr nach dem Sicherheitsgipfel, den der Senat nach einer mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung im Görlitzer Park einberufen hatte, macht die Landesebene nun also offenbar Tempo.
Klar ist jetzt auch, wie die „Umfriedung“ konkret aussehen soll: Ein Zaun wird lediglich auf zwei Teilstrecken von insgesamt rund 250 Metern Länge errichtet, der Rest der gut 2 Kilometer Parkrand ist entweder schon mit der alten Mauer des Görlitzer Bahnhofs oder durch die Anlage des Spreewaldbads zu den umgebenden Straßen hin abgeschlossen. Eine Ergänzung oder Erhöhung der Mauer, wie sie auch zwischenzeitlich diskutiert wurde, ist nicht vorgesehen. Die 17 Parkeingänge werden zur Hälfte mit einfachen Toren, zur Hälfte mit Drehkreuzen ausgestattet, die nachts nur als Ausgang dienen.
Schließzeiten noch unklar
Wie die Schließzeiten konkret aussehen sollen, steht laut Senatsverwaltung noch nicht fest, das soll in Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Bezirksamt festgelegt werden. Was klar ist, sind die veranschlagten Kosten der Maßnahme: Insgesamt 1,9 Millionen Euro sind demnach für den Bau von Zäunen und Toren in den Jahren 2024 und 2025 veranschlagt, hinzu kommen 1,5 Millionen Personalkosten für Wartung und Instandhaltung sowie eine kleinere Summe (50.000 Euro) für die Miete von „Service-Häuschen“.
Aus einem detaillierten Lageplan der Maßnahmen im und um den Park, den die Umweltverwaltung am Mittwoch vorlegte, geht auch hervor, dass die Mauer zur Görlitzer Straße an einem halben Dutzend Stellen aufgebrochen und durch Gitter ersetzt wird. Das soll die Einsehbarkeit erhöhen und so den Handel und die Lagerung von Drogen zusätzlich erschweren. Einen ähnlichen Effekt, aber auch ein erhöhtes Sicherheitsgefühl bei den NutzerInnen sollen mehr und hellere Leuchten im Park erzielen. Eine neue Toilettenanlage soll mit Personal besetzt werden.
Für mehr Sichtbarkeit hat auch bezirkliche Grünflächenamt bereits einen „Auslichtungsschnitt“ vorgenommen. Ein Kahlschlag der Vegetation aus Brombeersträuchern und kleineren Bäumen auf dem Hang hinter dem Spreewaldbad und dem Zirkus Cabuwazi bleibt dem Park aber erspart. Die landeseigene Grün Berlin GmbH, die die Planung der Umgestaltung steuert, hatte dies zuletzt noch vorgesehen.
Ein Paket für 31 Millionen Euro
Manja Schreiners Verwaltung steuert aber nicht nur die baulichen Anpassungen im Görlitzer Park und auf dem Weddinger Leopoldplatz, sondern auch die beim Sicherheitsgipfel beschlossenen sozialen Maßnahmen. Bei diesem Paket, das 31 Millionen Euro umfasse, habe man schon einen „beachtlichen Umsetzungsstand“ erreicht, sagte die Senatorin am Mittwoch.
Es geht dabei unter anderem um zwei neue Drogenkonsumräume und drei Drogenkonsummobile, ein ganzjähriges Übernachtungsangebot im Projekt Ohlauer365, aufsuchende Sozialarbeit und ParkläuferInnen in 10 Bezirken. Auch zur Unterstützung von Kultur-, Sport- und Gastronomieangeboten im Görlitzer Park und auf dem Leopoldplatz sollen Gelder bereitgestellt werden.
Das „Bündnis Görli Zaunfrei“ hat zuletzt Ende Februar gegen die Schließungspläne demonstriert. Begleitet von einem riesigen Gartenzwerg aus Pappmaschee liefen nach eigenen Angaben bis zu 1.000 Menschen durch den Park und die umliegenden Kieze. Ihr Motto: „Zäune können Menschen ausschließen – Probleme lösen können sie nicht.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs