Pizzeria-Morde von Duisburg: Mafioso in Amsterdam gefasst
Die niederländische Polizei nimmt den Hauptverdächtigen der Duisburger Mafiamorde am Stadtrand von Amsterdam fest. Er soll vor eineinhalb Jahren sechs Menschen erschossen haben.
DUISBURG afp Gut eineinhalb Jahre nach dem sechsfachen Mafiamord von Duisburg hat die Polizei einen der mutmaßlichen Haupttäter gefasst. Der 30 Jahre alte Giovanni Strangio wurde von niederländischen Elitepolizisten am späten Donnerstagabend am Rand von Amsterdam festgenommen, wie die Polizei in Duisburg am Freitag mitteilte. Auch der ebenfalls gesuchte Schwager Strangios, Francesco Romeo, ist in Haft.
Der brutale Mord an sechs aus Italien stammenden Männern im Alter zwischen 16 und 38 Jahren hatte Mitte August 2007 bundesweit Entsetzen ausgelöst. Die Italiener waren nahe der Duisburger Pizzeria "Da Bruno" in zwei Autos mit zahlreichen Schüssen regelrecht hingerichtet worden. Die Bluttat geht nach Einschätzung der Ermittler auf eine seit Jahren andauernde Fehde zwischen verfeindeten Clans der kalabrischen Mafia Ndrangheta im Dorf San Luca zurück.
Strangio soll nach Erkenntnissen der Fahnder einer der beiden Todesschützen gewesen sein. Motiv für die Tat war demnach Rache für den Mord an einer Verwandten des heute 30-Jährigen im Dezember 2006 durch Angehörige des rivalisierenden Mafia-Clans. Nach Angaben der Duisburger Polizei wurden Strangio und der 43-jährige Romeo am Donnerstag gegen 23.10 Uhr in einem Sieben-Familien-Haus im Amsterdam-Diemen festgenommen. Dort befanden sich auch die 23-jährige Frau von Strangio und das knapp dreijährige Kind des Paares. In der Wohnung fand die Polizei nach Angaben der niederländischen Staatsanwaltschaft eine geladene Schusswaffe, gefälschte Ausweise und eine Fälscherwerkstatt. Zudem wurde "ein riesiger Haufen Bargeld" beschlagnahmt.
Dem Duisburger Oberstaatsanwalt Detlef Nowotsch zufolge wollen die deutschen Behörden nun die Auslieferung des mutmaßlichen Todesschützen an die Bundesrepublik beantragen. Allerdings werde mit großer Wahrscheinlichkeit auch Italien um seine Auslieferung ersuchen. Die deutschen Ermittler halten Strangio für dringend tatverdächtig, weil DNA-Spuren des Italieners in einem schwarzen Kleinwagen der Täter von Duisburg gefunden worden waren.
Unklar ist nach Angaben der Duisburger Ermittler weiterhin, wer der zweite Todesschütze war. DNA-Spuren eines weiteren Mannes in dem Wagen konnten bislang noch keinem Verdächtigen zugeordnet werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter