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Pipelines - Alternative zur Straße von Hormus

■ Der Öltransport auf dem Seeweg verliert zunehmend an Bedeutung / Die Anrainer–Staaten verlegen sich auf den Bau von Ölleitungen / Ziel ist der tägliche Export von neun bis zwölf Millionen Barrel in den neunziger Jahren / Iranisch–sowjetische Verhandlungen stehen bevor

Paris (afp/taz) - Der seit fast sieben Jahren andauernde Krieg zwischen Iran und Irak hat die Anrainer–Staaten des persisch–arabischen Golfs sehr nachdrücklich darauf hingewiesen, wie unsicher die traditionellen Handelswege per Schiff durch die Straße von Hormus werden können. Daher ist unter den ölexportierenden Staaten der Region schon seit einiger Zeit der Trend zu beobachten, die Ausfuhr des schwarzen Goldes zunehmend auf Pipelines umzustellen. Die Meeresenge am Ausgang des Golfs verliert dadurch an strategischer Bedeutung. Werden die Pläne verwirklicht, würden die Golfstaaten zu Beginn der 90er Jahre über Ölleitungen verfügen, die ihnen den Export von neun bis zwölf Millionen Barrel Erdöl pro Tag ermöglichen, berichtete die Fachzeitschrift Petrostrategies. Zur Zeit passieren sechs bis 6,5 Millionen Barrel pro Tag die Straße von Hormus, auf der in den letzten Monaten 78 Prozent des Öls aus dem Golf transportiert wurden. Die Länder des Golf–Kooperationsrates, d.h. die Golf–Anrainer ohne Iran und Irak, sind dabei, ihrerseits über den Bau einer Pipeline zu verhandeln, die ihr Öl durch Saudi–Arabien zum Roten Meer transportieren soll. Auch Kuwait erwägt nun den Bau einer zweiten Pipeline. Es ist das erste Mal, daß Kuwait sein Öl per Pipeline transportieren will; die 22 Öltanker des Landes hatten bis zu den iranischen Angriffen für den Öltransport ausgereicht. Der Irak verfügt über zwei Pipelines, die sein Öl von Kirkuk im Norden des Landes zu dem saudischen Hafen Yanbu am Roten Meer und zu dem türkischen Hafen Yumurtalik am Mittelmeer transportieren. Die Kapazität der letzteren ist nach Ausbauarbeiten einer zweiten Pipeline auf eine bis 1,5 Millionen Barrel pro Tag gestiegen, teilte der irakische Erdölminister Issam Al–Chalabi mit. Der Irak hatte sich im Juni gewei gert, die von der OPEC genehmigte Quote von 1,54 Millionen Barrel anzunehmen. Al–Chalabi erklärte ferner, die irakische Erdölproduktion werde drei Millionen Barrel pro Tag übersteigen, sobald auch die Pipeline in Saudi– Arabien ausgebaut sei. Neben Kuwait hat ein weiteres Land zunächst den Anschluß verpaßt: Iran. So ist es kein Zufall, daß gerade Schiffe, die Häfen in diesen beiden Städten anliefen, zu bevorzugten Zielen im sogenannten „Tankerkrieg“ wurden. Um sein Öl über Verladestationen außerhalb der Golfregion zu leiten, habe der Iran zwei alte Pläne reaktiviert. Zum einen sei, laut Petrostrategies, der Bau einer Ölleitung von 900 bis 1.000 Kilometern vorgesehen, die die Ölförderanlagen von Khuzistan mit der Region Jask am Golf von Oman außerhalb der Straße von Hormus verbinden soll. Das Wall Street Journal zitierte iranische Regierungsangehörige, denen zufolge die Kapazität der Pipeline um die Hälfte reduziert wurde. Die erste Phase des Projekts soll im März 1988 beendet sein. Zum zweiten sei vorgesehen, die iranisch–sowjetische Gasleitung, von Asha Jari und Marun im Iran nach Astara in der Sowjetunion, zu einer Ölpipeline umzufunktionieren, falls der Erdöltransport durch den Golf völlig unmöglich würde. Eine sowjetische Expertengruppe wird dazu in Teheran erwartet. Falls das Projekt verwirklicht werde, könnte die Gasleitung für den Transport von 700.000 Barrel Öl pro Tag genutzt werden.

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