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Pilotprojekt der BVGSchwammige Sauberkeit

Die BVG verstetigt ihre „Reingungsstreife“ und macht den Kotti zum „Innovationsbahnhof“. Konkrete Zahlen gibt es im Gegensatz zur Pilotphase nicht.

Sauber und sicher: Gruppenbild mit Verkehrssenatorin und BVG-Vorstand Foto: IMAGO / Jens Schicke

Berlin taz | Wenn der Fahrstuhl zur U-Bahn übel riecht, liegt es oft gar nicht an Urinpfützen in der Kabine: Die Körperflüssigkeit ist längst in den Schacht gesickert, wo sie dauerhaft für olfaktorische Belastung sorgt. Deshalb will die BVG ab sofort häufiger die Aufzugsschächte reinigen, um den Fahrgästen den Transport erträglicher zu machen.

Der Reinlichkeits-Hack ist ein Ergebnis des Pilotprojekts „Reinigungsstreife“, das vor einem Jahr auf der U-Bahn-Linie 8 gestartet wurde und nun in den „Alltagsbetrieb“ übergehen soll. In Anwesenheit von Verkehrssenatorin Ute Bonde und in Abwesenheit des kurzfristig erkrankten Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (beide CDU) stellten die Verkehrsbetriebe am Montag ihre Pläne im U-Bahnhof Jannowitzbrücke vor.

Während der Testphase, die im Dezember auch auf Teile der Linien U5, U7 und U9 ausgeweitet wurde, bestreiften Reinigungskräfte zusammen mit PolizistInnen und BVG-MitarbeiterInnen die U-Bahnhöfe, um für Sauberkeit und Sicherheit zu sorgen. Wirtschaftssenatorin und BVG-Aufsichtsrätin Franziska Giffey (SPD) hatte zum Start von den Vorzügen des regelmäßigen „nassen Durchwischens“ geschwärmt.

KritikerInnen warnten vor der Verdrängung unliebsamer Personen, dagegen betonte die BVG immer, dass es ihr um einen integralen Ansatz gehe, bei dem man eng mit sozialen Trägern wie der Stadtmission und den Johannitern zusammenarbeite. Befragungen, auf die das Unternehmen am Montag hinwies, zeigen jedenfalls, dass nicht nur über 90 Prozent der Fahrgäste, sondern auch die allermeisten MitarbeiterInnen die Vorzüge des Sauber-und-sicher-Konzepts schätzen.

Schwerpunkt auf „Hotspots“

Bei der Frage, wie und wo es nun ganz konkret weitergehen soll, bleibt die BVG etwas schwammig: An „Hotspots“ werde die „Reinigungs- und Sicherheitsleistung“ nun „dauerhaft höher“ sein. Genaue Zahlen wie etwa zusätzliche Arbeitsstunden gab es nicht. Stattdessen verwies man auf die Kooperation der Akteure, das nun erfolgreich etabliert worden sei. Die Zusammenarbeit mit den sozialen Trägern gehe weiter, auch erhielten Sicherheitskräfte künftig Ausbildungsmodule bei der Stadtmission. In den Ausschreibungen für Securityfirmen werde „Soziale Kompetenz“ zur expliziten Anforderung.

Ein besonderes Schmankerl durfte BVG-Vorstand Henrik Falk präsentieren: Der U-Bahnhof Kottbusser Tor soll zum supersaubersicheren „Innovationsbahnhof“ werden. Dazu wird der Aufbau eines „modularen Sicherheitscenters“ geprüft, Verkehrsspiegel sollen Blicke in nicht einsehbare Ecken erlauben, auch „unaufgeregte“ Livemusik von Kreuzberger KünstlerInnen ist geplant. Und, nicht zu vergessen, wohlriechende Fahrstuhlschächte.

In der ursprünglichen Version dieses Artikel war im letzten Absatz vom „U-Bahnhof Kottbusser Damm“ die Rede. Den gab es zwar auch einmal (seit 1992 heißt er Schönleinstraße), gemeint war aber natürlich der U-Bahnhof Kottbusser Tor.

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1 Kommentar

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  • "KritikerInnen warnten vor der Verdrängung unliebsamer Personen...."



    Also wenn diese unliebsamen Personen sich nicht benehmen können und nicht die geringsten Anforderungen an ein soziales Miteinander erfüllen sondern meinen, dass man ruhig in Aufzügen urinieren oder seine sonstige Hinterlassenschaften den Reinigungskräften uberlassen darf, dann habe ich gegen deren Verdrängung nichts einzuwenden.