: Pferd vorm Kerker
■ „Fidelio“ neueinstudiert in der Oper
Auch in der Neueinstudierung von Beethovens einziger Oper Fidelio steht ein Schimmel auf der Bühne der Hamburg Oper und Florestan schwebt in der Kerkerszene wie der Gekreuzigte über der Bühne — „gut, daß das mein Mann nicht mehr erleben mußte“, beruhigte sich auch am Donnerstag die Toiletten-Dame. Diese beiden szenischen Einfälle — besonders das Roß ist einfach zu komisch — der Inszenierung von Peter Palitzsch wurden in der Neueinstudierung beibehalten. Doch die bei ihrer Uraufführung 1988 heftig umstrittene Inszenierung läßt nun die großen Stimmen glänzen. Der als Siegfried gefeierte Tenor Heinz Kruse singt den Florestan — trotz schwieriger Haltung am Kreuz — überzeugend klar und deutlich artikuliert. Linda Plech als Leonore/Fidelio beeindruckt stimmlich als starke und starkfühlende Frau. Den Kerkermeister Rocco verkörpert Kurt Moll mit gewohnter Kraft und Stärke. Für Spannung sorgte die neue Untermaschinerie der Bühne, die sich zwischen dem ersten und zweiten Bild leicht verhakte — diese Fidelio-Aufführung konnte das aber nicht wirklich stören.
Julia Kossmann
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