Petition der Woche: „Entnehmen“ heißt „töten“
Der Otter frisst den niederösterreichischen Anglern die Fische weg. Sie wollen den Otterbestand verringern. Eine Petition stellt sich dem entgegen.
Otter – ja. Oder? In Niederösterreich steht hier neuerding kein Ja mehr, sondern ein Jein. Otter? Davon können es weniger sein.
Fischotter stehen auf der Roten Liste, auch in Österreich. Sie sind geschützt; damit sie nicht ganz verschwinden, wurde Lebensraum für sie gesichert. In den letzten Jahren haben sich entsprechend auch die Bestände erholt. Im Bundesland Niederösterreich soll sich der Fischotter sein Territorium sogar besonders erfolgreich zurückerobert haben. Und zack: Plötzlich ist das Tier wieder ein Feind, frisst den Fischzüchtern und Sportanglern den Fisch weg.
Das behaupten die Fischzüchter und Sportangler in Niederösterreich zumindest. Und was fällt dem Menschen in so einer Situation dann ein? Das Schießgewehr. Er holt es aus dem Schrank und erschießt den Konkurrenten.
Die Fischzüchter und Angler in Niederösterreich haben beim Amt für Naturschutz in Niederösterreich nämlich den Antrag gestellt, dass 84 Fischotter weg sollen. Dagegen hat der WWF nun eine Petition ins Leben gerufen. „Nein zum Fischotter-Mord in Niederösterreich!“ Innerhalb von zwei Wochen haben 15.000 Menschen unterzeichnet.
Parkplätze sind die Krönung der Schöpfung
Vielen Tieren geht es schlecht. Der Mensch, dieser Räuber, zerstört Natur, besetzt die Lebensräume der Tiere, vergiftet die Umwelt. Er und seine geteerten Parkplätze sind die Krönung der Schöpfung.
Anlass der Petition: In Niederösterreich sollen Fischotter getötet werden
Das wollen die Initiatoren: das Fischotterschlachten verhindern
Das wollen sie nicht: eine Welt, in der der Mensch die Krönung der Schöpfung ist
Das wollen sie eigentlich: dass der Lebensraum der Tiere vom Menschen nicht zerstört wird
Zu finden unter: www.wwf.at/fischotter-petition
Eigentlich war es ein gutes Zeichen, dass sich der Fischotter, bei all der menschengemachten Zerstörung, wenigstens in Niederösterreich wieder erholen konnte. Heißt das doch, die Seen und Flüsse sind sauberer geworden. Dreckiges Wasser meidet der Otter. Allerdings entstehen dabei neue Konkurrenzen. Auch Angler und Fischzüchter holen sich den Fisch gern aus sauberem Wasser.
Um ihre Erfolgserlebnisse zu erhöhen, setzen Fischzüchter und Sportangler gern mal „fangfertige Fische“ aus – und decken so auch des Fischotters Tisch.
Der Tisch ist gut gedeckt
Fischotter sind Einsiedler – nur in der Paarungszeit gesellig. Eigentlich, so argumentiert der WWF, reguliere sich der Bestand deshalb von alleine, denn Eindringlinge werden vertrieben. Allerdings: Wenn der Tisch gut gedeckt ist, ist auch der Otter mit kleinerem Territorium zufrieden. Die Angler und Fischer arbeiten ihm diesbezüglich zu. Über 800 Fischotter lebten wieder in dem Bundesland – wird behauptet.
Bei der Wahl in den Niederlanden könnten die Rechtspopulisten um Geert Wilders stärkste Kraft werden. Für die taz.am wochenende vom 11./12. März hat unser Autor Wähler besucht und mit ihnen über ihre Hoffnungen gesprochen. Außerdem: Politiker fordern mehr Härte gegen Gefährder – Menschen, meist potenzielle Islamisten, die bisher keine Straftat begangen haben. Wer widerspricht noch? Und: Was Plastikpuppenbordelle mit Feminismus zu tun haben. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.
Woher man die Zahl hat, fragt sich der WWF. Auch wie man auf 84 Exemplare, also etwa zehn Prozent komme, die man „entnehmen“ wolle, wirkt willkürlich. Und was „entnehmen“ genau heißt? „Töten“, sagt ein Vertreter vom niederösterreichischen Amt für Naturschutz, der nicht namentlich genannt werden will – natürlich „tierschutzkonform, schnell und schmerzlos“.
Nun soll es einen „Kompromiss“ geben: Statt 84 Tieren sollen 40 „entnommen“ werden, steht in einem Pressebericht des österreichischen Bundeslandes. Weshalb fünf Prozent „Entnahme“ ein Kompromiss ist, erklärt das nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“