Pestizide machen Bienen orientierungslos: Ey Mann, wo ist mein Stock?

Schon kleine Mengen Pflanzenschutzmittel wirken sich auf das Nervensystem von Bienen und Hummeln aus. In einem Experiment fanden viele Tiere nicht nach Hause zurück.

Lecker Essen, hoffentlich pestizidfrei – in diesem Fall für eine Mistbiene (Eristalis) und keine Honigbiene, wie uns eine aufmerksame Userin erklärt hat. Danke! Bild: dpa

BERLIN dpa | Pflanzenschutzmittel verschlechtern Forschern zufolge die Orientierungsfähigkeit von Honigbienen und anderen bestäubenden Insekten. Schon kleine Mengen von Pestiziden wirkten sich auf das Nervensystem auch von Wildbienen und Hummeln aus, fand ein Team um den Neurobiologen Prof. Randolf Menzel von der FU Berlin heraus. Die Ergebnisse wurden jetzt im Online-Fachjournal „PLOS ONE“ veröffentlicht.

Bienen orientieren sich nach dem Sonnenkompass und entwickeln für ihre Flugrouten rund um den Bienenstock eine innere Landkarte. In dem Experiment testeten die FU-Forscher nun die Wirkung der beiden nach ihren Angaben derzeit verbotenen Pestiziden Imidacloprid und Clothianidin sowie des Pflanzenschutzmittels Thiacloprid: Sie trainierten eine Gruppe Bienen zunächst darauf, eine Futterstelle 400 Meter entfernt vom Bienenstock direkt anzufliegen. Danach summten die Tiere wieder zurück.

Dann fingen die Forscher die Bienen nach dem Futtern ein, und ließen sie an versetzter Stelle frei: Nach dem Scheitern des direkten Heimflugs und kurzem Suchen orientierten sich die Bienen an ihrer inneren Landkarte neu und fanden trotzdem zum Stock zurück. Als dritten Schritt bekamen die Bienen an der Futterstelle dann geringe Mengen Pestizide verabreicht: Jetzt fanden deutlich weniger Bienen den Weg zurück zum Stock - und diese oft nur auf Umwegen.

„Der Befund unserer Untersuchung ist deshalb von allgemeiner Bedeutung, weil der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, den sogenannten Neonicotinoiden, die das Nervensystem der Insekten beeinträchtigen und sie dadurch töten, kontrovers und heftig diskutiert wird“, betonte Menzel. Allerdings seien die Ergebnisse bislang an einzelnen Bienen gesammelt worden und die Effekte auf ganze Bienenvölker noch nicht untersucht.

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