Personenführung #116: Malte Göbel: Vielseitig und unabhängig

Magazin-Gründung, Video-Blog, taz-Journalist: Malte Göbel sucht die Abwechslung nicht nur in seinen Themen - sondern auch den Medien.

Bild: Kathrin Windhorst

Malte Göbel langweilt sich ungern. Ein kurzes Gespräch am Schreibtisch? Für den Freiheitsliebenden eher ungeeignet. Lieber raus auf die Dachterrasse der taz, ein bisschen Abwechslung, am besten viel Neues sehen und erfahren. „Genau deshalb bin ich eigentlich Journalist geworden“, erzählt er. „Ich kann Menschen tausend Fragen stellen. Manchmal werde ich sogar bis in ihr privates Wohnzimmer eingeladen.“

Lange Zeit habe er aber nicht gewusst, was er werden wollte. Malte studierte Geschichte, Informatik und Bibliothekswissenschaft in Berlin, Rom und Toronto. Anschließend arbeitete er eineinhalb Jahre als freier Journalist und schloss dann doch noch eine Ausbildung an der DJS in München an. „Ich hätte auch alles andere werden können, aber ich habe schon die ganze Zeit geschrieben. Ich dachte also: Dann kann ich mich auch Journalist nennen.“

Suche nach Abwechslung

Tatsächlich festgelegt hat sich Malte deswegen nicht. Nebenher gab er das Magazin soma heraus, er arbeitet für die Siegessäule – und das Kulturressort der B.Z. Auf die Frage, ob das denn kein Widerspruch sei, entgegnet er, ihn fordere einfach die Abwechslung heraus: „Ich schreibe nie für mich selbst. Bei jedem Medium muss ich mich neu hinterfragen: Wer liest meinen Text? Wer muss ihn verstehen?“

Die Abwechslung sucht er aber nicht nur in den Themen, sondern auch in seiner Freizeit – als geschlechter-kritischer Performance-Künstler oder in einem Singer-Songwriter-Duo – und auch dem Medium, mit dem er arbeitet. 2008 gründete sein Bruder den Video-Blog Undertube, ein Projekt, in das Malte mit einstieg: In einer U-Bahn wurde hier über Musik gesprochen; über neue Konzerttermine, Mu­si­ke­r*innen, es gab Liveauftritte und Gespräche. Das Format wurde im selben Jahr in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ für den Grimme-Online-Award nominiert.

Die erste Begegnung mit der taz war auf einem für Journalist*innen eher ungewöhnlichen Weg: im Praktikum beim taz-Archiv. 17 Jahre später war er Online-CvD, ist mittlerweile Medienredakteur und arbeitet immer wieder als freier Journalist. „Es klingt vielleicht komisch, aber frei sein heißt für mich auch: mehr Sicherheit haben.“ Hoffentlich bringt ihn sein Freiheitsdrang immer wieder zur taz zurück.

Ann-Kathrin Liedtke, Autorin der taz