Personalpolitik in der Entwicklungshilfe: Protest gegen Niebels Männerclub
Die fehlende Gerechtigkeit in Niebels Personalpolitik wird intern als Skandal empfunden. Die Gleichstellungsbeauftragten sorgen sich um die Glaubwürdigkeit der Entwicklungsdienste.
BERLIN taz | Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) gerät wegen seiner Personalpolitik bei der Zusammenlegung dreier Entwicklungsorganisationen intern stark unter Beschuss.
Der Plan, sieben Geschäftsführerposten nur mit Männern zu besetzen, werde von vielen KollegInnen "aufgrund der fehlenden Geschlechtergerechtigkeit als Skandal empfunden", schreiben die Gleichstellungsbeauftragten der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) und der Weiterbildungsagentur Inwent in einem Brief.
Das Schreiben, das der taz vorliegt, ist an den zuständigen Staatssekretär im Ministerium gerichtet. Die Beauftragten schreiben weiter, sie hätten "zahlreiche Rückmeldungen empörter Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen" bekommen. Sie sorgten sich um die Glaubwürdigkeit der künftigen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Schließlich bemühten sich die Organisationen seit Jahren um Geschlechtergerechtigkeit in Partnerländern von Deutschland. Zwei Posten müssten deshalb mit Frauen besetzt werden. Niebel möchte GTZ, DED und Inwent im kommenden Jahr zusammenlegen, um Geld und Stellen zu sparen. Die Behörde soll sieben männliche Vorstände haben, zwei mehr als bisher.
Leser*innenkommentare
Niebelwerfer
Gast
Vor allem Niebels Posten sollte neu besetzt werden. Der Interessiert sich einfach nicht für die gesellschaftlichen Fortschritte der letzten, sagen wir ca. 100 Jahre. So stelle ich mir irgendeinen Minister vor, der unter Wilhelm zwo die dt. Kanonenbootpolitik gutheisst. Einen Entwicklungshilfeminister stell ich mir anders vor. Dass er die letzten dreissig Jahre Gleichstellungspolitik auch gleich noch mit über Bord wirft, passt in seine Logik.
Mulle
Gast
Diese Prsonalpolitik ist ja nur ein kleines Mosaiksteinchen in dem großen Bild seiner einseitigen Interessenpolitik. Mir scheint, er wolle auf Kosten der Entwicklungsländer unsere Wirtschaft entwickeln; das ist die falsche Richtung, das nennt man Wirtschaftsimperialismus = Kolonialpolitik obendrein ohne Verantwortung für die Länder. Herr Niebel wollte das Entwicklungshilfeministerium abschaffen - fast hat er es schon geschafft.
An seiner Personalpolitik sieht man außerdem deutlich, daß er noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebt.
Was wir Entwicklungshelfer in 40 Jahren mühsam an Verständnis und Vertrauen aufgebaut haben, schafft er in 2 Jahren total kaputt zu machen.
Niebel mir graut vor Dir!