Personal der MLPD: Eine schrecklich nette Familie
Nach 34 Jahren bekommt die marxistisch-leninistische Partei eine neue Vorsitzende. Gabi Gärtner ist ihrem Vorgänger familiär verbunden.
Kontinuität ist in politischen Parteien nicht nur eine Vokabel, die Stillstand und Sesselkleberei beschönigt, sondern auch ein Hinweis auf die Bewahrung des Bewährten, das gut und richtig ist – wie es Maoisten definieren würden. In der Geschichte der marxistisch orientierten Linken, zumal jener, die sich an chinesischen Lehren orientieren, ist diese Tugend besonders verbreitet: Man wählt niemanden ab, der tapfer für das Richtige steht.
So einer war und ist Stefan Engel, der dem Zentralkomitee der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschland (MLPD) 34 Jahre lang vorsaß. Nur selten kam seine Partei in den Jahren seit ihrer Gründung über Mikromilliprozent hinaus. Aber jede Ära hat ihr Ende, so war das bei Erich Honecker, Leonid Breschnew, Mao Zedong oder jenen nordkoreanischen Staatsführern gleich welchen Namens.
Nun hat er eine Nachfolgerin, über die man persönlich wenig weiß, nur dass sie mit Engel in familiärer Hinsicht verbunden ist: Gabi Gärtner ist Tochter von Monika Gärtner-Engel, die langjährige Vizechefin der Partei und die Ex von Stefan. Gabi Gärtner wurde 1977 in Solingen geboren, ist gelernte Werkzeugmacherin – die berufliche Verwurzelung im Facharbeiter-Milieu ist keine schlechte Eignung für höhere Posten in dieser Partei. Man hält nicht viel von parvenühaften Kulturbürgern und beruft sich lieber auf Proletarisches. Gärtner saß für „Solingen aktiv“ im Rat der Stadt.
Erstaunlich ist nur, dass Gabi Gärtner wie die allermeisten ihrer Parteimitglieder – wenige, aber überzeugte, als sei das Kommunistische ein Zirkel, der sich nicht ergeben darf – fröhlich und unverzagt wirkt.
Die wichtigsten Aufgaben der nächsten Zeit verkündete Gärtner schon im Parteiorgan Rote Fahne Magazin: „Wir werden die Kritik-Selbstkritik-Kampagne noch eine Zeit lang weiterführen. Ihre Aufgabe besteht darin, die kritisch-selbstkritische Aneignung der Ergebnisse des X. Parteitags mit ihrer schöpferischen Anwendung in der Praxis zu verbinden. Im Zentrum steht dabei unsere taktische Offensive für den echten Sozialismus im Rahmen des Internationalistischen Bündnisses gegen den Rechtsruck der Regierung und der bürgerlichen Parteien.“ Viel Glück dabei, Genossin Gabi!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“